Haldensleber Windenknechte wollen Burg-Aufbau

Was geht im Mittelalter?
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Norbert von Thule
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Haldensleber Windenknechte wollen Burg-Aufbau

Beitrag von Norbert von Thule »

Heute in der Volksstimme:
Jens Kusian hat geschrieben:
Neuer Verein spielt mit seinem Vorhaben in Europa in einer ganz besonderen Liga

"Haldensleber Windenknechte" wollen Burg-Aufbau zum aktiven Erlebnis machen

Stolze 36 Mitglieder verzeichnet der jüngste Haldensleber Verein: Am Montag wurden die "Haldensleber Windenknechte" gegründet, die sich für den Wiederaufbau der Burg Niendorf als eine touristische Attraktion engagieren wollen.
Die Freude stand Gastgeber Lutz Zimmermann deutlich ins Gesicht geschrieben: Mehr als 30 Frauen und Männer waren am Montagabend seiner Einladung zur Gründungsversammlung für den jüngsten Spross der großen Haldensleber Vereinsfamilie gefolgt. Am Ende bekundeten 36 ihre Mitgliedschaft in dem Verein, der sich künftig für den Wiederaufbau der Burg Niendorf engagieren wird.
Doch als "Freundeskreis" wollen sie sich nicht ins Vereinsregister eintragen lassen. Und "Haldensleben", so waren sich die Gründungsmitglieder einig, sollte schon im Namen auftauchen. "Der Begriff 'Burg Haldensleben' ist schon besetzt", verwies Historiker Dieter Bollmann auf den ehemaligen Herrensitz bei Althaldensleben. "Und wir beschäftigen uns ja mit der Burg Niendorf." Die Vorschläge "Burgbau zu Niendorf bei Haldensleben" beziehungsweise "Freundeskreis Burgen von Haldensleben" erschienen den Anwesenden zudem als zu lang.

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Foto (privat): Der Aufbau einer Ritterburg im französischen GuÁ©delon soll dem Haldensleber Vorhaben als Beispiel dienen.

"... es ist auch kein typisches Vorhaben, sondern etwas Verrücktes." Corinna Leder

"Ich bin für einen Namen, der nicht vereinstypisch ist. Schließlich ist es ja auch kein typisches Vorhaben, sondern etwas Verrücktes", schlug Corinna Leder die "Haldensleben Windenknechte" vor. Windenknechte bedienten unter anderem beim Burgenbau die Tretmühlen, die als Antriebe für Kräne dienten, um schwere Lasten in die Höhe zu hieven. Sie galten auf mittelalterlichen Baustellen wegen der mühsamen, extrem anstrengenden und gefährlichen Tätigkeit als hoch- und höchstbezahlte Arbeitskräfte.
"Der Name hat sehr viel Charme und spiegelt das wider, was wir hier machen wollen", unterstützte Bärbel Pieper den Vorschlag, der auch mehrheitlich als Vereinsname angenommen wurde.
Einstimmig wurde das Leitbild des Vereins angenommen. Demnach ist das Ziel des Vereins, eine für die Region typische Niederungsburg des Hochmittelalters unter ausschließlicher Verwendung von authentischen Baumethoden dieser Zeit zu errichten. Die Burg soll in ihrer Grundkonstruktion dem Burgfund Niendorf folgen. Als touristische Attraktion haben Besucher die Möglichkeit, den Wiederaufbau mit ausschließlich alten Handwerkstechniken nicht nur zu verfolgen, sondern auch selbst mit anzupacken, um so das entschleunigte Arbeiten früherer Zeiten selbst zu erleben. "Mit diesem Vorhaben spielen wir in Europa in einer ganz besonderen Liga. Denn es gibt bislang nur drei ähnliche Projekte", erklärte Bärbel Pieper.
Überreste der um 1077 erbauten Sumpfburg waren im Jahr 2010 auf dem Gelände der Hermes Fulfilment GmbH in Haldensleben entdeckt worden. Dabei handelt es sich nach Ansicht von Dieter Bollmann jedoch nicht um eine Fluchtburg, sondern vielmehr um eine so genannte mittelalterliche Motte mit mindestens drei Stockwerken. "Von dort aus wurde der Ohreübergang auf der damaligen Leipziger Straße für die Kaufleute gesichert", vermutet er.
Da es in der Nähe des Stendaler Tores eine weitere Ohre-Furt gab für die Lüneburger Heerstraße, schlug Bollmann vor, hier auch den Wiederaufbau zu realisieren. "Das wäre ein guter Standort", meinte er. Wolfgang Kaiser hielt dagegen den Aufbau bei Hundisburg für geeigneter. "Das Vorhaben macht nur da Sinn, wo schon eine touristische Infrastruktur vorhanden ist", verwies er auf die Nähe zu Schloss und Technischem Denkmal Ziegelei Hundisburg. Doch die Standortfrage, so waren sich die Vereinsgründer einig, sollte zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden.
Der frischgebackene Vorstand mit Lutz Zimmermann (Vorsitzender), Bärbel Pieper (Stellvertreterin), Wolfgang Kaiser (Schatzmeister) und den Beisitzern Jette Ebeling, Dieter Bollmann, Hilmar Kühne und Detlef Zechelt hat schon konkrete Pläne für die weitere Vereinsarbeit. So steht ein Besuch der Wüstung Niendorf auf dem Programm. Und im April, so sagte Lutz Zimmermann, soll eine Fahrt nach Frankreich unternommen werden. Dort, in GuÁ©delon, wird eine Ritterburg aufgebaut - ganz so wie im Mittelalter.
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