Schwertsegen

Was geht im Mittelalter?
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Norbert von Thule
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Schwertsegen

Beitrag von Norbert von Thule »

Schwertsegen oder Waffensegen auch als Himmelsbrief, Pfeilsegen, oder Schutzbrief benannt (Franz, Benediktionen 2, 99f. Olbrich. 1897, H. 4, 88f.)
„Segne dieses Schwert [...] so dass es ein Schutz für die Kirchen, Witwen und Waisen und alle Diener Gottes sei vor der Raserei der Heiden.“
("Urtext" im Mainzer Pontifikale um 960)
Rituale für die Segnungen von Schwertern fanden sich in den liturgischen Büchern der lateinischen Kirche seit dem 10. Jh. In den ältesten Formularen wurde Gott darum gebeten, den Ritter zu beschützen und das Schwert zu segnen, „insofern“ damit „Kirchen, Witwen, Waisen und alle, die Gott dienen“ gegen die Heiden verteidigt würden. Aus den mittelalterlichen Ritualsammlungen wurde die Segnung des Schwerts (mit der Segnung anderer Ausrüstungsgegenstände des Ritters) in der Liturgiereform nach dem tridentinischen Konzil 1596 in das Pontifikale Romanum übernommen. Ein der Ritualsequenz der Schwertleite ähnliches Formular findet sich auch zur „Segnung eines neuen Soldaten“ nach den Ritualen der Weihe von König und Königin im Pontifikale Romanum. Gegenüber ursprünglich kürzeren Fassungen, enthält das Pontifikale Romanum eine die eigentliche Segensformel ergänzende Übergabeformel:
Über die Segnung eines Schwertes. Wenn der Bischof ein Schwert segnen will, sagt er zu jenem, dem es übergeben werden soll, während (jener) vor ihm kniet, er (der Bischof) aber ohne Mitra steht und während einer der Assistenz es (das Schwert) vor ihm hält: V (= Vorsteher, Bischof): Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn. R (= Antwort): Der Himmel und Erde erschaffen hat. V: Der Herr sei mit euch. R: Und mit deinem Geiste. V: Lasset uns beten. Wir bitten dich, Herr, du mögest geruhen, dieses Schwert zu segnen und diesen, deinen Diener, der es mit deiner Erlaubnis erhalten will; du mögest ihn durch Wachsamkeit deiner Frömmigkeit schützen und ihn unverletzt bewahren. Durch Christus, unseren Herrn etc. R: Amen. Daraufhin besprengt er das Schwert mit Weihwasser. Dann setzt er sich, nimmt die Mitra, übergibt es jenem, dem es übergeben werden soll, und spricht, während derselbe weiterhin vor ihm kniend bleibt: Empfange dieses Schwert im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und benütze es zu deiner Verteidigung, und (zur Verteidigung) der heiligen Kirche Gottes, und zur Verwirrung der Feinde des Kreuzes Christi und des christlichen Glaubens. Und soweit es die menschliche Schwäche gestattet, mögest du damit niemanden in ungerechter Weise verletzen, was er selbst dir zu gewähren geruhen möge; er, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und herrscht, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. R: Amen.
In dieser Form der Segnung des Schwertes wird Gott um den Schutz des Ritters gebeten und die Zweckbestimmung des Schwertes selbst wird in eine Mahnrede an seinen Träger umgestaltet. Die Mahnrede setzt der zukünftigen Verwendung des Schwerts sehr enge Grenzen.
Das Pontifikale Romanum wurde bis vor das Zweite Vatikanische Konzil im 20. Jh. zusammen mit der Segnung des Schwerts (und anderer Ausrüstungsgegenstände) nachgedruckt. Schließlich sollten am Bestand des Buches keine substantiellen Änderungen vorgenommen werden, auch wenn man sich der Rituale der Ritterpromotion im engeren Sinn tatsächlich nicht mehr bediente.
(Wikipedia)
"Den Segen geben" meint wohl eher, den militärischen Gewalteinsatz ethisch zu billigen oder gar gutzuheißen, ihn als gutes Mittel zu einem hohen Ziel, ja vielleicht sogar als Ort der menschlichen Bewährung oder gar des heroischen religiösen Opfers zu preisen.
("Die Waffen segnen?" Legitimation militärischer Einsätze der Streitkräfte und Militärseelsorge, Vortrag von Militärbischof Dr. Walter Mixa bei der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg, 07. Mai 2001)
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