Die Wahrheit des schwarzen Ritters am 10.07.09 auf Phoenix

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Norbert von Thule
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Die Wahrheit des schwarzen Ritters am 10.07.09 auf Phoenix

Beitrag von Norbert von Thule »

Abenteuer Wissen - Geheimakte K - Die Wahrheit des schwarzen Ritters am 10.07.09 auf Phoenix um 23.15 Uhr

Im Alter von 46 Jahren starb am 12. Mai 1596 Johann Philipp von Hohensax, ein Edelmann mit hervorragender Bildung und besten Beziehungen zum europäischen Hochadel. Er wurde Opfer eines erbitterten Streits in seiner durch Glaubensfragen zerrissenen Familie.

Die von Hohensax waren vom 12. bis zum 17. Jahrhundert ein einflussreiches Adelsgeschlecht. Der 1550 geborene Johann Philipp besuchte in St.Gallen und Zürich die Schulen. Danach studierte er in Genf, Heidelberg, Paris und Oxford alte Sprachen und Medizin, Geschichte, Philosophie und Recht. Mit 21 Jahren wurde er Hofrat des Kurfürsten von Heidelberg. Nach dessen Tod trat er als Oberst in niederländische Dienste und brachte es zum Gouverneur der Provinz Geldern. Zur Heirat mit Adriana Francisca, Gräfin von Brederode, erhielt er über Robert Dudley, Lord of Leicester, ein Hochzeitsgeschenk von Königin Elisabeth I. von England. Bei der Taufe seines ersten Sohnes standen die vier reformierten Städte der Schweiz und der Kurfürst von Heidelberg Pate. Er selbst kämpfte engagiert für die Reformation. Johann Philipp war der zweite Sohn aus der zweiten Ehe seines Vaters Ulrich Philipp. Das Verhältnis zwischen den katholischen Kindern aus erster Ehe und den reformierten aus zweiter Ehe war denkbar schlecht. Zwar hatte sich Ulrich Philipp um finanzielle Gleichbehandlung aller bemüht; den späteren heftigen Erbstreit konnte er aber dennoch nicht verhindern. Johann Philipp rief deshalb schliesslich die Stadt Zürich als Erbverwalterin und Vermittlerin an. Am 3. Mai 1596 trafen sich die Familienmitglieder nach einer Gerichtsverhandlung im Gasthaus Löwen in Salez. Dort kam es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Johann Philipp und einem seiner katholischen Neffen. Der Überlieferung nach wurde der Freiherr von seinem Neffen schwer verletzt. Den heimtückischen Angriff schrieb er drei Tage später minutiös auf, bevor er am 12. Mai 1596 seinen Verletzungen erlag. Es war erstmals im 17. Jahrhundert, als der Schwarze Ritter für große Aufregung sorgte. Etwa hundert Jahre nach seinem Tod um 1730 wurde anlässlich einer Renovation der Kirche Sennwald die Grafengruft geöffnet und dabei wurde sein Leichnam zufällig in der protestantischen Kirche von Sennwald entdeckt. Zur Überraschung der Entdecker war der Leichnam Johann Philipps nicht verwest sondern wachsweiß und weich. 'Das muss ein Heiliger sein!', so dachten die Katholiken aus dem Nachbarort Frastanz. Und: Ein Heiliger hat nichts in einer protestantischen Kirche zu suchen. 1741 stahlen sie die Mumie bei Nacht und Nebel aus der Gruft und stellten sie in ihrer Kirche in Vorarlberg als Heiliger zur Schau. Der Diebstahl löste diplomatische Verwicklungen aus, die schliesslich zur offiziellen Rückgabe der Mumie an die Protestanten führten. Von nun an wanderte die Mumie zwischen der Familiengruft und dem Kirchturm hin und her, wobei sie austrocknete, ihre dunkle Farbe annahm und nach und nach Hände und Füße durch Insektenbefall, durch Reliquien- und Souvenierjäger verlor. Bis Dr. Kaufmann vor 25 Jahren den Auftrag bekam, die Mumie zu restaurieren. Von 1979 bis 1981 wurde die Mumie auf Veranlassung der damaligen Kantonsarchäologin Irmgard Grüninger von Dr. Bruno Kaufmann, Leiter des Anthropologischen Forschungsinstituts in der Schweiz, konserviert und untersucht. Mit der Untersuchung im Jahre 1979 brach die schon wohl geordnete Welt der Historiker zusammen. Dabei zeigte sich, dass die geschichtliche Überlieferung dieses Falls mit der gerichtsmedizinischen Expertise nicht in Einklang zu bringen war. Die Fragen um die Todesumstände Johann Philipps von Hohensax blieben ungeklärt. 2005 hat das ZDF in einer Folge der Reihe "Abenteuer Wissen" den Fall wieder aufgegriffen und die Mumie mit modernsten Mitteln untersuchen lassen. Nach über 25 Jahren hat Dr. Kaufmann seinen alten Gast, der als 'Der Schwarze Ritter von Sennwald' in die Geschichte eingegangen ist wieder im Anthropologischen Forschungsinstitut in der Schweiz, das zu den ersten Adressen für historische Todesforschung zählt, mit mehr als 60000 Skeletten das größte Knochenarchiv Europas ist und als Mekka für Anthropologen aus aller Welt gilt zu Besuch. Nun wird der Ritter ein Vierteljahrhundert nach der ersten Untersuchung auf die Reise durch die besten Labors der Schweiz geschickt, um mit neuen Verfahren die Leiche des Freiherrn zum Sprechen zu bringen und das Rätsel des unverwesten Körpers, um den sich allzu viele Legenden ranken, zu lösen und dem Geheimnis seines Todes und seiner Mumifizierung auf die Spur zu kommen.

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Bild: Johann Philipp von Hohensax als Mumie
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