Bauberufe des Mittelalters 17.07.10 SWR

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Norbert von Thule
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Bauberufe des Mittelalters 17.07.10 SWR

Beitrag von Norbert von Thule »

Bauberufe des Mittelalters am 17.07.10 im SWR

Wer die Baustelle von GuÁ©delon im französischen Burgund betritt, findet sich unverhofft im Mittelalter wieder. Tief in den Wäldern von Saint-Sauveur arbeiten rund 50 Menschen an einer Ritterburg. Das Besondere: Die Bauarbeiten finden unter den gleichen Bedingungen wie vor 800 Jahren statt: Handarbeit - ohne Bagger, Lkw und Bohrmaschine. Eine beeindruckende Szenerie: Holzfäller schlagen Bäume, Zimmerleute bauen Gerüste und Gebälk, Schmiede stellen Werkzeuge und Nägel her, Seiler drehen Hanfseile, Steinbrecher und Steinmetze schlagen und bearbeiten den Stein im eigenen Steinbruch, Töpfer fabrizieren Kacheln und Gefäße und Korbflechter die vielen notwendigen Tragegestelle. Pferdefuhrwerke und mittelalterliche Hebevorrichtungen erleichtern die körperliche Arbeit.


6.30 Uhr Der Weg des Steins

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In der ersten Folge „Der Weg des Steins“ stellt Archäologiestudent und Touristenführer Frank die Berufe rund um den Stein vor: ”¨Der Steinbrecher schlägt im Steinbruch Steine aus dem Fels. Er benötigt dazu genaue Kenntnisse über die Beschaffenheit des Materials, denn manche Steine sind zu weich oder porös und eigenen sich nicht für massive Mauern. Außerdem muss der Steinbrecher den Verlauf von Gesteinsschichten berücksichtigen, um große Steinblöcke gezielt entlang solcher Schichten mit Hammer und Muskelkraft zu spalten. ”¨Der Steinmetz bearbeitet die grob behauenen Steinblöcke zu Mauersteinen. Die Werkzeuge, die er dafür hauptsächlich benutzt, sind Hammer und Spitzmeißel. Mit vielen kleinen Schlägen stellt er Steine her, die ganz genauen Vorgaben entsprechen. Um eine exakte Form zum Beispiel für einen Spitzbogen oder ein Fenster hinzubekommen, muss er geometrisches Wissen anwenden. Daher war der Beruf des Steinmetzes im Mittelalter sehr anspruchsvoll und Lehre, Wanderschaft und Ausbildung zum Meister dauerten oft mehr als zehn Jahre. ”¨Der Maurer schließlich setzt die Steine, daher hat man diesen Beruf früher auch „Steinsetzer” genannt. Der Beruf des Maurers war sehr angesehen, da er viel von Physik und Geometrie verstehen musste. Oft war der erste Maurer auch der Werkmeister, der plante und die Baustelle leitete. Heute kann man Fertigmörtel in jedem Baumarkt kaufen, doch im Mittelalter war das Mischen von Mörtel eine Wissenschaft für sich. Der Mörtelmischer war vielerorts ein eigenständiger Beruf.


6.45 Uhr Berufe im Wald

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In der Folge „Berufe im Wald“ stellt Archäologiestudent und Touristenführer Frank die Berufe rund um das Holz vor, einen der wichtigsten Werkstoffe im Mittelalter: ”¨Waldarbeiter fällen Bäume und schlagen die Stämme zu Balken zu. Oft hat man die Stämme vor Ort nur grob bearbeitet und dann zwei bis drei Jahre gelagert. Danach sind sie ausgetrocknet und leichter zu transportieren. Zudem verzieht sich das Holz jetzt nicht mehr.”¨Die Zimmermänner verarbeiten das Holz dann weiter zu Gerüsten, Tischen, Dachstühlen oder Laufrädern. Dabei arbeiten sie gegenüber den Waldarbeitern viel genauer und beherrschen den Umgang mit Maßschnur und Winkeleisen. Nägel waren im Mittelalter sehr teuer, deshalb setzte man beim Bau von Tischen, Dachstühlen oder Türstöcken auf Holzverbindungen. Je mehr man die Einzelteile ineinander verzahnt, desto besser hält die Verbindung. Selbst schwere Balken für Gerüste und Brücken lassen sich mit ineinander greifenden Nut- und Federverbindungen stabil zusammenfügen. ”¨Der Korbflechter stellt die zum Transport von Baumaterial notwendigen Körbe her. Dazu werden Weiden im Winter geerntet und getrocknet. Vor der Verarbeitung stellt man sie ins Wasser, damit sie biegsam sind. Wird die Rinde entfernt, sind die Körbe elastischer, lässt man die Rinde dran, ist der Korb später wasserabweisend. ”¨Zuerst wird der Boden geflochten, dann die Seitenwände und als Abschluss werden die Griffe befestigt. Die Körbe müssen sehr stabil sein, denn mit Mörtel und Ziegelsteinen müssen sie schwere Lasten halten.


7.00 Uhr Die Zulieferer

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Archäologiestudent und Touristenführer Frank stellt die Berufe der Zulieferer vor, die mit ihrer Arbeit die anderen Handwerker auf der Baustelle unterstützen: ”¨Der Seiler stellt alle auf der Baustelle erforderlichen Seile und Schnüre her. In vielen verschiedenen Arbeitsschritten werden Hanffasern zu immer dickeren Seilen gedreht und gedrillt, so lange, bis das Seil die gewünschte Dicke hat. Dabei muss der Seiler genau darauf achten, in welche Richtung er dreht. Am Ende des Seiles fertigt er mit einem speziellen „Spleißwerkzeug“ einen Spliss an, damit sich das fertige Seil nicht wieder aufrollt. ”¨Der Schmied fertigt Werkzeuge wie Meißel, Sägen und Äxte an. Mit Stein- oder Holzkohle werden im Ofen Temperaturen erzeugt, die das Eisen zum Glühen bringen. Jeden Tag müssen die Schmiede die abgenutzten Meißel der Steinmetze reparieren. Erst wird eine neue Spitze geformt, dann wird das Eisen durch mehrfaches Erhitzen und Abkühlen gehärtet und erhält den letzen Schliff. Auch unzählige Nägel müssen die Schmiede in GuÁ©delon anfertigen.”¨Die Ziegler kneten und brennen die für die Dächer erforderlichen Ziegel. Dazu nutzen sie tonhaltige Erde, die sie zunächst in Wasser quellen lassen. Nach drei Wochen ist der Ton fertig. Für die weitere Verarbeitung wird er lange geknetet und zu Ziegeln oder sogar farbigen Bodenfliesen geformt. Tausende von Ziegeln stellen die Frauen und Männer von GuÁ©delon für das Dach ihrer Burg von Hand her.
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