Falls jemand darüber nachdenkt, sich eine (Mittelalter?)-Waffe als Wandschmuck oder zum Üben anzuschaffen, dann sollte er mal über den Speer nachdenken. Üblicherweise fällt den Leuten zunächst das Schwert ein. Aber ein Speer hat mehrere Vorteile.
1. Der Speer war in historischen Kämpfen wahrscheinlich bedeutsamer als das Schwert. Größere Reichweite = den Gegner früher treffen bei eigenem größerem Schutz + billiger herzustellen weil weniger Eisen notwendig. Ich glaub die Veytaler hatten mal einen Kreuzritterschildwall, wo es auch Speerträger gab. Es ist einfacher, mit einer langen Waffe aus einem Schildwall heraus zu agieren als mit einem Schwert. Gegenargument: die Römer ... ja die Römer. Man weiß allgemein nicht ganz genau, wie Kämpfe in Wirklichkeit aussahen. Ich vermute, die Römer sind wie heutige Polizisten auf einer Demo vorgegangen und haben die Gegner einfach weggeschoben. Anscheinend hat das funktioniert. Schild und Speer erscheint mir aber dennoch sinnvoller.
2. Zu Dekorationszwecken kann man einen Speer einfach in die Ecke des Raumes stellen. Das sieht schlicht, urwüchsig, interessant, ungewöhnlich aus und macht den Raum lebendiger. Mal eine Abwechslung zu Bildern. Und man braucht dazu keinen Haken oder ein Haltegestell wie beim Schwert. Falls die Frau oder Freundin das blöd findet, kann man sie dadurch begeistern, dass sie sich an weiterem Schmuckwerk beteiligt. Man kann zum Beispiel einen bunten Seidenschal am Übergang zur Speerspitze anbinden, und sie kann den Seidenschal aussuchen. Das gibt dem Raum einen fröhlichen Farbtupfer. Die chinesische Variante mit rotgefärbtem Roßhaar dürfte aufwendiger sein.
3. Natürlich darf der Speer nur zur Dekoration oder zu kampfsportlichen Zwecken benutzt werden. Sollte es aber - was ja eigentlich undenkbar ist - zu einer Notwehrsituation kommen, so verkleckert der Einsatz des Speeres aufgrund der großen Distanz das eigene Hemd nicht.
An manchen Speeren gibt es Umwicklungen. Das ist dekorativ und stört nicht. Allerdings ist solch eine Umwicklung kein Hinweis darauf, wo der Speer gegriffen werden soll.
Die Handhabung eines europäischen Speeres, sofern er nicht geworfen wird, dürfte teilweise dem asiatischen Gebrauch ähnlich sein. Ich beschränke mich hier auf den Einsatz ohne Schild. In folgendem Video sieht man, wie die hintere Hand den Speer vorstößt und die Stange durch die andere Hand gleitet.
https://www.youtube.com/watch?v=etk-KX1GmhU Dadurch wird ein Ziel in größerer Entfernung getroffen - und genau das ist Zweck und Ziel eines Speeres.
KORREKTUR: GLAUBT NICHT ALLES, WAS ICH HIER SCHREIBE. Ein Stab lässt sich beidhändig besser kontrollieren, während das Durchgleiten-Lassen instabil ist.
Ich weiß da auch nicht auf alles eine Antwort. Wie haben Pikeniere das gemacht ... muss ich erst noch recherchieren
Den Speer mit beiden Händen fest umfassen und fast schon in einer kleinen Schunkelbewegung nach vorne zu stoßen geht auch (im Bo-Jitsu gibt es solche Techniken), aber die erreichbare Distanz ist geringer.
KORREKTUR: die Distanz ist nicht viel geringer. Übrigens nicht "kleine", sondern große (!) Schunkelbwegung. Mit Schmackes rein.
Vielleicht funktionieren beide Techniken, aber man muss sie trainieren, und wohl jeweils ein bisschen anders.
Ich denke nicht, dass man für einen Treffer viel Kraft braucht, denn das Eisen und die Masse des dahinterstehenden Holzstockes treibt die Spitze hinein.
KORREKTUR: Wenn der Stoß nicht gerade ist, dringt die Spitze nicht ein. Kontrolle ist also wichtig. Ob man viel oder wenig Kraft braucht, weiß ich schlichtweg nicht. Ich habe es noch nicht - an irgendeinem Gegenstand - ausprobiert
Gut beim obigen Video ist auch, dass der Stich in einer seitlichen Achse rausgeht (so stehen auch die Bogenschützen). Also Gesicht und Stoß richten sich nicht nach vorne aus, sondern das Gesicht blickt über die Schulter und in diese Richtung geht auch der Stoß. Vorteil: bessere Koordination der Arme, größere Reichweite und der eigene Körper bietet dem Gegner weniger Angriffsfläche, d.h. man ist geschützter.
Das halte ich immer noch für richtig.
Ganz perfekt ist das Video nicht. "Solute like a military soldier" bei 1:23 - das ist falsch. Ein guter Kämpfer würde niemals sein eigenes Blickfeld mit dem Arm verdecken. Im Bo-Jitsu gibt es wie in dem Video eine solche Ausgangsstellung, aber der Arm wird höher gehalten, so dass man noch sehen kann.
Zweiter Punkt: die hintere Hand kann den Speer durchaus ganz am Ende halten. Da muss kein "Inch from the bottom of the spear" (1:30) zwischen Stockende und Hand sein. Wenn die hintere Hand den Speer sehr weit hinten greift, ist das gut und effektiv.
Das halte ich immer noch für richtig.
Die Qualität des Holzstabes ist nicht immer optimal. Deshalb ist zu prüfen, ob beim ruckartigen Durchgleiten des Speeres durch die Hand irgendwo eine unangenehme Reibung oder schlimmer noch ein Spreißel auftritt. Ihr wollt im Kampf sicherlich keinen Holzsplitter in die eigene Hand rammen. Deshalb sind solche unsauberen Stellen vorher ausfindig zu machen. Schmirgelpapier, notfalls mit dem Taschenmesser ein klein wenig wegschnitzen schafft Abhilfe. Wenn der Speer dann nicht mehr perfekt ausschaut, ist das egal. Der Speer muss gut in der Hand liegen und funktionieren, das ist wichtig.
Das halte ich immer noch für richtig.
Ob man das Holz mit irgendeiner Politur behandelt, weiß ich nicht. Muss ich mir noch überlegen.
Die eiserne Speerspitze ist jedoch mit Waffen-Öl einzufetten, damit sie auf Dauer nicht rostet.
Das halte ich immer noch für richtig.