Eckball

Was geht außerhalb vom Mittelalter?
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Montrose
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Genau das sollte Dir angst machen. :angst Die Ingenieure implementieren bereits menschliche Eigenschaften in die Roboter! Wenn Du also einen Besoffenen siehst, bei dem was Rotes auf dem Rücken blinkt, wäre ich mal ganz vorsichtig. Womöglich will Dich da ein Roboter scannen. Und das ist nicht wirklich schön.

Damit wären wir beim heutigen Thema. Ich war für die Veytaler heute schon wegen einer Recherche für meine nächste Doku unterwegs. Selbstverteidigung Teil II. Immer noch ein aktuelles Thema. Ich hatte in Teil I noch den Elektroschocker bzw. Taser vergessen. Aber dafür braucht Ihr ebenfalls einen Waffenschein. Ich würde immer noch die unkomplizierten Dinge bevorzugen. Taschenlampe, Pfefferspray (nur gegen Tiere) und Messer.

Bei unzähligen youtube-Videos kamen zur Selbstverteidigung immer recht fette Dinger zum Einsatz, was eben neben dem Stich doch Schneiden nahelegt. In Teil I hatte ich ein stichlastiges Messer empfohlen. Vorgestern ist mir eine geradezu geniale Idee eingefallen, wie man aus verschiedenen Komponenten eine didaktisch wohldurchdachte Fortbildung zusammenstellen könnte. Achtung, die folgenden Gedanken sind urheberrechtlich geschützt. D. h. wenn Ihr mit anderen darüber sprecht, müßt Ihr mich als den Urheber nennen und mir 5 € Lizenzgebühren überweisen. Die Idee ist folgende: um den Messerkampf mit leicht ansteigender Schwierigkeit und damit nachhaltiger zu üben, sollten verschiedene motorische Abläufe separat abgehandelt werden. In concreto heißt das: Stechen und Schneiden getrennt üben. Mit dem Bandolero haben wir für Stichübungen bereits eine ganz passable Waffe. Wie sieht es aber mit einer Trainingswaffe für Schneideübungen (Schlitzen) aus?

Ich war gerade in einem Fachgeschäft. Das war ein bißchen peinlich. Ich ließ mich dort über Rasiermesser beraten, obwohl ich mich selten rasiere und dann elektrisch (wie man einen Elektrorasierer zu einem Elektroschocker umbaut, wäre ein gutes Thema für einen Fortgeschrittenenkurs). Über etwas zu fachsimpeln, das man gar nicht kennt, hier der Gebrauch von Rasiermessern zwecks Rasur, um seine wahren Absichten zu verschleiern, ist immer wieder eine Herausforderung. Die dort gebotene Preisklasse war mir allerdings deutlich zu teuer. Vielleicht finde ich im Internet ein billigeres Trainingsgerät. Sobald ich ein passendes Trainingsgerät gefunden habe, kann es hier weitergehen. Ausgangsstellung, mentale Vorbereitung für den Ernstfall usw.
Montrose
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Der neue Dresdner Tatort "Auf einen Schlag" war zwar interessant. Aber da bereits die beste Sehenswürdigkeit (Dresdner Zwinger) für diesen Film verpulvert wurde und die sympathischste Polizeibeamtin gleich in der ersten Folge dahinschied, dürfte es sich eher um eine Eintagsfliege handeln. Zuvor hatte ich gebadet. Ich sage das lieber gleich, damit Google und Konsorten nicht aufwendig meine Konsumgewohnheiten ausschnüffeln müssen. Der Badezusatz war Kneipps "Träumen", angeblich mit Nachthyazinthe und Inkanuss (neue deutsche Rechtschreibung, zum Kotzen; richtig heißt es Inkanuß), sollte laut Aufschrift gut schäumen und die Haut pflegen. Erst eine Recherche im Internet klärte mich darüber auf, das Nachthyazinthe eine sehr teure Duftpflanze sei und einen in erotische Stimmung versetze. Ich verstehe nicht, warum das Produkt dann "Träumen" heißt. Wäre doch besser "scheißteuer und sexy" draufzuschreiben. Kneipp hat auch ein Produkt "Sinnliche Verführung"im Angebot. Aber da ist Feigenmilch drin, was nach meiner Internetrecherche weniger sexy ist. Also weiße Flüssigkeit aus einer Feige, will ich das wirklich wissen? Nein, will ich nicht. Ich hatte mal an einer Befragung teilgenommen, da sollte ich einen Werbefilm für einen Fruchtsaft bewerten. Da hopste eine Frau mit dicker Hose umher, und ich sagte der Befragerin, das Video passe eher als Werbung für eine Frauenbinde als für einen Fruchtsaft. Vermutlich ordnen Werbefuzzis Inhaltsstoffe und Produktnamen einander zufällig zu, weil sie die Konsumenten für zu blöd halten, Unstimmigkeiten zu entdecken. Der Duft von "Träumen" war okay, der Schaum durchschnittlich, die Haut ist nach einem Fenjala-Bad deutlich geschmeidiger. Alles in allem finde ich 1,49 € je Einzelbad etwas zu teuer für dieses Produkt. Übrigens sind heutzutage die meisten Badezusätze exotisch. Ob das so riecht, wie es riechen soll, wer weiß das schon. Das gute alte Fichtennadelbad ist vom Markt fast verschwunden. Wahrscheinlich zu geringe Gewinnspanne und Opa-Image. Nunja, Opa weiß, was gut ist. Besonders schlimm ist, wenn in Badezusätzen Lebensmitteldüfte wie Vanille oder Himbeere drin vorkommen. Irgendwann wissen die Leute nicht mehr, ob sie ein Produkt in den Mund schieben oder damit ihren Arsch abspülen sollen. Verkehrte Welt!
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Re: Eckball

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Der Weltfrieden kommt aus dem Weltraum :mrgreen: https://www.youtube.com/watch?v=K6HDTAJD_q8#t=23.341
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Jaja, ich weiß. Die Ritter trainieren schon seit Wochen mit dem Schwert, während wir noch nicht einmal die entsprechenden Trainingsgeräte haben. :| Mescaleros, verzagt nicht! Auch wir Messerkämpfer haben eine Ehre, die denen der Ritter in nichts nachsteht. Wir baden nicht in Himbeersaft und mit Messern rasieren wir nur andere, niemals uns selbst. Außerdem geht es um einen ernsthafteren Anwendungszweck. Problematisch dürfte bereits sein, solch ein Ding so zu tragen, dass man es schnell genug ziehen kann. Auch hinsichtlich der mentalen Haltung gibt es noch Probleme. Der Kampfsportler soll durch einschüchterndes Auftreten einen Kampf vermeiden. In den meisten Spielfilmen kichern Messerkämpfer irre herum und rollen wild mit den Augen. Natürlich schreckt das ab. Nur, wie soll man das üben? Eine entsprechende Anleitung müßte erst noch geschrieben werden. Dennoch, irgendwann müssen wir mit dem Projekt beginnen. Deshalb die erste Hausaufgabe: Stellt Euch vor einen Spiegel und schneidet furchterregende Grimassen. Als Trainingsgerät, solange Euer Rasiermesser noch nicht eingetroffen ist, könnt Ihr dabei einen Kamm oder einen Löffel in der Hand halten.
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Sorry, ich bin ein Genie. Was ich hier schreibe, ist mein geistiges Eigentum. Ich möchte nicht reich, aber berühmt werden. Also, wenn Ihr davon erzählt, zitiert mich. Also: wenn man ein zusammengeklapptes Taschenmesser hat, wie kriegt man es rechtzeitig auf? Mit einem stehenden Messer rumzulaufen, sieht komisch aus. Ein Messer, das sich mit einer Hand öffnen läßt, ist verboten. Aber wie wäre es, wenn man die Klinge eines Klappmessers so auf ein Stück schnittfestem Stoff, das an einem festen Futeral befestigt ist, einklappt, daß die Klinge beim Herausziehen aufgeklappt wird? Wie das genau auszusehen hat, muß ich mir noch überlegen.

Das funktioniert bereits mit einer Gürtelschlaufe an der Hose, wie ich gerade ausprobierte. Das Bandolero ist links mit der Öffnung nach vorne, Klinge innen, Griffschale außen. Die Schlaufe muss ziemlich weit vorne an der Klinge, fast an der Spitze einhaken. Wenn ich jetzt nach vorne ziehe, klappt die Klinge aus und die Waffe ist einsatzbereit.
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Re: Eckball

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Neues aus der Wissenschaft

Im SPIEGEL gab es einen Artikel darüber, daß unsere Vorfahren sich mit anderen als den üblichen Menschen gepaart hätten. Neanderthaler und so. Wenn ich den Leuten ins Gesicht schaue, müssen da auch ein paar Vögel dabei gewesen sein. Woher sonst soll dieses schnabelartige Ding zwischen Mund und Augen herstammen? Jedenfalls ein eher langweiliges Thema. DIE WELT hat ein paar handfestere Daten zusammengetragen, an denen man schön studieren kann, wie aus Zahlen eingängige Diagramme werden. Vielleicht ein Anreiz gerade auch für unsere jüngeren Mitbürger, sich mehr mit Mathematik zu beschäftigen. http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/a ... biert.html
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Tjost für Ritter, die kein Pferd haben. Interessante Idee https://www.youtube.com/watch?v=cQqEfC4sJlw
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Ihr solltet echt mehr Filme gucken, Internet, Fernsehen, games und nicht auf Mittelalterfeste gehen. Dort gibt es zu viel frische Luft. Das wußten schon die Bauern im Mittelalter, daß frische Luft ungesund ist. Sind lieber zu Hause rumgesessen. Und ab und zu kam so ein dämlicher Ritter vorbei, um sich seinen Teil abzuholen. Glaubt ihr wirklich, die Bauern waren so blöd und haben so einer vollvertrottelten Blechdose gute Sachen mitgegeben. Die Ritter bekamen gesagt, die Ernte sei verdorrt und das Vieh krank. Und dann bekamen die Ritter den letzten Scheiß mit, den die Bauern nicht essen wollten. Voll verarscht wurden die Ritter. Heute war ich auf so einem Mini-Wochenmarkt und hab mir von einem Bauern an seinem Stand einen Liter Kirschwasser für 13,50 gekauft. Das Zeug ist echt lecker, billiger und leckererer (lälälä - ich glaub nicht, daß ich dieses Wort im Moment noch aussprechen könnte) als der Fusel im Supermarkt. Der Bauer hat gemerkt, daß ich kein Ritter sondern total okay bin. Deshalb hat er mir seinen besten Schnaps verkauft. Also wenn ihr bei einem Bauern was kaufen wollt, zieht eure Blechhemdchen aus, damit ihr was Feines und keinen Scheiß bekommt.
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Mein Kollege in der Europäischen Union Werner, Ressort Mensch und Tier, hat mich gebeten, folgendes auszurichten:

Mehrbeiner namens Wolfgang sollen sich beim nächstgelegenen Veterinäramt melden. Sie bekommen dort ihre Artenschutzplakette und einen Peilsender ausgehändigt. Ritter (Kategorie körperangepaßte Karosserie-Aufbauten gemäß § 234, Abs. 7) sollen sich bitte nochmals beim TÜV einfinden. Es gab Unstimmigkeiten in der Meßsoftware bei ihrer letzten Abgasuntersuchung.
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Hier ist das Bullauge zur Welt, Aktualität bleibt essentiell. Coole Tanzchoreographie und zur Abwechslung mal ein paar schicke Boys anno 2016 auf youtube https://www.youtube.com/watch?v=5PoiwwQK_Jk

Im Netz kursieren auch selbst gedrehte Ritterfilme. Ziemlich bieder. Norbert, falls Du auch mal so nen Film machen willst, bin ich Assistant Director. Würdest Du mich übergehen, dann wäre Krieg. Da werde ich gefährlich mit Dir wie einst Marlon Brando. Gibs gar nix zu grinsen. Wichtiger noch: ich weiß, was stylish ist. Frenetischer. Bloß nicht die Weibsen in so nem Mittelalter-Müllsack. Vikings is for Zäpfchen. Gothskirt darkness, Twilightish! Ich wüßte ganz genau, wann das Publikum durchdreht. Weil ich am Puls der Zeit bin. Besorg mir das Equipment, und Du bekommst die ultrafesche Megashow.
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Was bedeutet eigentlich der Text des obigen Liedes. Schlüsselsatz ist: Wir schaufeln uns jede Nacht ein doppelt tiefes Grab (double sixing) bis zum Tod (to the death). Exzessives Leben, "Wellen", sicherlich erotisch angehaucht. "Wir können nicht anders" (we can't stop it"). Die angeblichen Folgen: Pläne werden nicht wahr, es wird zur Straße des Todes. Das ist natürlich quatsch. Die beiden genießen das Leben, und um der Sache noch mehr Kick zu verleihen, wird es mit Drama und Tragödie gewürzt. Das passt ziemlich gut in die Gothic-Schublade, denn die Texte dort sind ähnlich gestrickt. Verpackung statt Inhalt. Das Lied verkörpert einen Topos (wiederkehrendes Motiv) der Popkultur. Ich schreib das hier zu meiner Ehrenrettung - nicht daß einer denkt, ich würde eine tiefere Bedeutung sehen, wo gar keine ist. Von der Ästhetik ist das Video dennoch gut gemacht.
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Ich sprach von Ritterfilmen. Ganz konkret meine ich den Film "Der schwarze Vogt" auf youtube. Eine Gruppe hat versucht, einen abendfüllenden Spielfilm zu drehen. Das ist eine ganz andere Situation als Schaufechten auf dem Mittelaltermarkt. Anderthalb Stunden nur mit Schwertern rumfuchteln, das wäre zum Einschlafen. Auf Märkten reicht dies, weil so ein Show-Auftritt vielleicht 20 Minuten dauert und das Publikum - Familien mit Kindern - auch nicht dieselben Ansprüche stellen wie wenn jemand eine Kinokarte kauft oder ins Theater geht.

In den Serien wie Wanderhure, Games of Throne, Vikings usw. wird zwar eine Handlung eingeführt. Die Charaktere bedienen aber irgendwelche Klischees, ein dümmliches Gut-Böse-Schema, ab und zu gut platziert eine Sexszene für die ganzen Spießer da draußen, die sich immer noch nicht trauen, bei entsprechenden Gelüsten echte Pornos anzugucken. Hosenmätze. Ich beschäftige mich mit "Historien"-Filmen in derselben Art wie mit Liedern, deren Liedtexte ich lese. Dabei stellen sich regelmäßig mehrere Fragen:

1. Wie wahrscheinlich oder glaubwürdig ist es denn, daß mir solche Charaktere im echten Leben begegnen?
Davon hängt ein bißchen ab, inwiefern ich mich mit dem Film identifizieren kann oder er doch nur den schalen Geschmack eines sinnlosen Happenings hinterläßt. Ich muß gestehen, ich habe noch niemanden umgebracht. Deshalb denke ich, es ist doch reichlich idiotisch, sich in Kino oder Film darüber zu freuen, wenn der Held der Geschichte irgendwelche Fieslinge absticht. Was hat das mit mir zu tun?

2. Sind die Szenen originell?
"Der schwarze Vogt" baut auf den Plot des Zwillingsbruders. Der gute und der böse Zwilling, die verwechselt werden. Hin und wieder, wenn Regisseuren gar nichts einfällt, dann greifen sie halt auf solch gekünsteltes Zeug zurück. Handwerklich gut ist das nicht. Die Kunst besteht darin, originell und glaubwürdig zu bleiben. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob ich bloß ein Spektakel präsentiere (huch ist das blutig, huch ist das böse, huch ist das schräg, huch ist das fremdartig) oder ob ich es schaffe, eine tiefsinnigere Verstörung zu erzeugen. Woran merkt man den Unterschied. An Spektakel gewöhnt man sich schnell. Nach einer halben Stunde Dinosaurier gucken im Jurassic Park stellt sich bei Groß und Klein schnell Langeweile ein. Ja, wir haben es gesehen. Bei einer tiefsinnigeren Verstörung - die ganzen Klassiker der Romantik von Frankenstein bis zur Kameliendame - bleibt eine Nachwirkung, sei es ein Gefühl des Bedauerns oder der Anstoß, über die großen Themen wie Liebe und Leben und Schicksal nachzudenken.

Als Akteure merkt ihr das nicht, wenn ihr Scheiße baut. Ihr seid ja in euren Kostümen, ständig in action, fuchtelt mit Schwertern rum. Für euch ist das natürlich spaßig und spannend. Aber der Zuschauer ist in einer anderen Position. Er ist nur Beobachter und zwischen euch und dem Publikum liegen mehrere Meter. Da springt der Funke nicht zwangsläufig über.

3. Was ist die Botschaft und was halte ich von ihr?
Da sind also mächtige Fürsten, die intrigieren, sich ausstechen, gucken, dass sie den Thron erwerben. Na und? Was ist die Botschaft? Die Welt ist böse? Eigentlich finde ich das gut und will auch böse sein? Eigentlich sollte ein Rächer das Böse bekämpfen? Wenn es in der Show oder auf der Leinwand bekämpft wird, dann ist es im wirklichen Leben immer noch da ... wo ist es eigentlich?. Sorry, ich bin kein Sechsjähriger mehr, und deshalb stelle ich mir natürlich die Frage: Was erzählen die mir da eigentlich?

Was soll es bedeuten, wenn ein Ritter den anderen verprügelt oder gar ersticht? Na und? Wow.... Gewalt. Brauch ich bloß eine Doku über Warlords in Afrika anzugucken, dann hab ich Gewalt. Zwangskastration von Männern, Massenvergewaltigung, skrupelloses Abknallen. Wo ist das Wow, wenn ich weiß, daß die Wirklichkeit viel brutaler ist als diese Klamotten-Show da.

Wanderhure. Ich habe das glaube ich schon mal analysiert und kann nur sagen, mich läßt das völlig kalt. Eine Frau reicher Abkunft muss sich prostituieren, weil sie von ihrem Verlobten in diese Lage gebracht wurde. Mal abgesehen, daß der Plot völlig unglaubwürdig ist - weshalb sollten mich solche Familienangelegenheiten interessieren? Was ist die Botschaft?
Wenn ich solch eine Story haben will, gehe ich ganz gewiß nicht in einen Mittelalterfilm, sondern ich lese Zeitung. Im Jahre 2008 wurde die reichste Frau Deutschlands, eine Milliardärin, von ihrem Liebhaber erpresst. Tatsache. Diese ganzen Historienschmonzetten haben es gewaltig schwer, gegen die Wirklichkeit anzustinken. Daß das Publikum das nicht merkt, liegt daran, daß ein großer Teil des Publikums dumm und ungebildet ist. Und Wanderhure wird ausgepeitscht. Ooooooh. Schon mal was von BDSM gehört? Kann ich zu den Goth gehen und angucken, wie manche ihren Partner an der Hundeleine Gassi führen. Muß ich nicht dummen Film gucken, kann ich alles live erleben.


Die Idee, einen eigenen Mittelalter-Spielfilm zu drehen, wie dies die Macher vom "Schwarzen Vogt" taten, finde ich gut. Aber es ist eine große Kunst, daraus etwas zu machen, was Spuren beim Betrachter hinterlässt. Ich finde Shows und Filme, ich finde Mittelalter und auch Römer gut, wenn es gut gemacht ist. Aber wann ist das schon mal gut gemacht? Es ist ja auch eine philosophische Frage, die man erst einmal beantworten müßte: wozu brauchen wir ein Abbild von Dingen, wenn die Dinge bereits da sind. Diese Frage stellt sich nicht in der Musik, denn Melodien sind keine Elemente des natürlichen Geschehens. Aber diese Frage stellt sich im Bereich des Sehens: Bildermalerei, Film, Theater. Für Geschichte könnte ich jederzeit ins Museum gehen, da brauch ich keinen Film dazu. Es muß doch einen Grund geben, irgendeine zusätzliche Zutat geben, die es rechtfertigt, unwirkliche Bilder zu erzeugen.

Medien können, wenn schon nicht immer eine Botschaft, so doch große Gefühle hinterlassen. Casablanca mit Humphrey Bogart oder Der Englische Patient. WOW! Das ist Kino!!! Mit der Kameliendamie oder den "Geheimnissen von Paris" ist der Topos der entehrten Frau schon vor Jahrzehnten realisiert worden. Gerade bei der Kameliendame sind aber so originelle und wuchtige Elemente drin, daß mir Wanderhure wie eine Schlaftablette vorkommt. Dieser ganze moderne Mist. Synthetisch-künstliche hochglanzbebilderte Trennkost aus Gewalt, Sex, Intrigen, "Geschichte", wird von irgendwelchen Medienchemikern zu einer klumpigen Pampe zusammengerührt. Das ist vollverblödetes Fast-Food fürs Hirn. Das könnte ich auch, mit der linken Arschbacke. Das ist keine Kunst. Wir leben in einer Zeit der Vollidiotie.
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Re: Eckball

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Montrose
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Re: Eckball

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Schon wieder Ärger. Da quält man sich am Samstagvormittag so knapp nach 13:00 Uhr aus seinem wohlverdienten Schönheitsschlaf. Quäkt da doch irgendein Autoradio in der Ferne. Irgendsoeine Latina-Sirene jammert ihren Weltschmerz raus. Meine Güte, wozu gibt es Frauenärzte. Muss doch nicht jeder gleich ein Lied drüber schreiben. Das Fußvolk guckt nicht nur beschissene Filme an, es hört auch beschissene Musik. Man sollte den Leuten wie früher den Falken so ein Ledermützchen über den Kopf ziehen. Und nur wenn die Leute eine unerläßliche wichtige Aufgabe zu erfüllen haben, das Ledermützchen vom Kopf nehmen. Der Mensch ist eine ziemlich sinnlose Idee der Natur.

Tickertickerticker Nachrichten von Ritti-Leaks.


Anwesend: 1. Vernehmer Codename Ananas, 2. Vernehmer Codename Bruchsal, Verdächtiger Norbert Nachname geschwärzt; Verhörprotokoll März, geheimer Vernehmungsort unter dem Kaufhaus, Zugang hinter dem Spiegel in Umkleidekabine 3.

N (wirkt ziemlich aufgebracht) Was wollen Sie? Was wollen Sie??

A Verfassungsschutz. Sie sind Anführer einer verfassungsfeindlichen Organisation.
B Genau. Sie vertreten aristokratische Prinzipien, sind nicht demokratisch gewählt und wollen die Niederlande erobern.

N Hä?

A Kampftraining mit Schwertern.
B Vorbereitungen auf einen Überfall auf die Niederlande.

N Wer behauptet denn sowas?

A Unser V-Mann.
B Haben wir bei euch eingeschleust.

N Wer soll das sein?

A Codename Der Marquis von

N von??

B Der Rest ist geheim.

N Das ist völliger Unsinn. Wir stellen Geschichte nach zu rein kulturellen und künstlerischen Zwecken. Das ist erlaubt.

A Negativ
B Unser Sachverständiger hat uns gerade ein Gutachten gefaxt. Was Sie da tun, ist keine Kunst.

N Wer ist Ihr Sachverständiger?

A Dr. Werner Montrose

N Der Fuzzi von der Europäischen Union. Was wollen Sie denn von mir?

A Daß Sie ebenfalls V-Mann werden und uns über die verfassungsfeindlichen Umtriebe der Ritter berichten.

N Niemals

(Geräusche im Hintergrund: Papa, Papa, sie haben mich gefangen. Rette mich)

N Nun gut. Ich werde V-Mann in der Ritterszene.

A Prima
(Papa, Papa...)
B Technik, ihr könnt das Tonband abschalten. Übrigens habe ich hier eine kleine Liste zusammengestellt, was Sie mir aus den Niederlanden mitbringen. 20 Liter Bottermelk, einen Sack Tulpenzwiebeln und die drei Enkelinnen von Frau Antje.

N Bild

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Re: Eckball

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Ein Haufen Klicks, obwohl ich gar nichts geschrieben hab. Gefühlsfilm "In den Straßen der Bronx" von und mit Robert de Niro. Weiß nicht, wie lange der Film bei SPIEGEL zu sehen ist http://www.spiegel.tv/#/filme/alleskino ... der-bronx/

Schachsaison ist vorbei. Klassenerhalt. Vereinsturnier bin ich am verlieren. In der Saison hatte ich eine gigantische Partie. Alles lief wie geplant. Wie ein Weltmeister. Aber am selben Tag verlor ich ein anderes Spiel wie ein Anfänger, und das hat mir lange Zeit die Laune versaut. Gestern habe ich eine gute Partie weggeworfen, weil ich eine Falle unterschätzt hatte. Ihr lest hier doch, um was zu lernen. Also: Gewinnen ist schwieriger als Verlieren. Das hört sich lächerlich an, ist es aber nicht. Um zu gewinnen, muß alles passen, kein Fehler, keine Unaufmerksamkeit, und dann noch das Quäntchen Glück. Um zu verlieren, ist alles scheißegal. Dieser Ritterschaukampf taugt nicht die Bohne, um das zu kapieren. Da vorher abgesprochen ist, wer siegt und wer zu Boden geht, fehlen die ganzen Gefühle, die mit dem Gewinnen und Verlieren verbunden sind. Moderne Ritter sind wie entkoffeinierter Pulverkaffee. Wenn man wirklich kämpft, fragt man sich, ob man mal so gut sein wird, daß man nie wieder verliert.

Letzte Woche war eher stressig. Ein bißchen Ruhe ist nicht schlecht. Okay, ihr wollt noch was lernen? Das Leben ist Musik. Irgendwelche schrägen Töne, die sich dann in einem harmonischen Schlußakkord auflösen. Dissonanz, Harmonie, Dissonanz, Harmonie. Samurai und echte Ritter wissen, was ich meine. Wenn der Schlußakkord nicht kommt, müßt ihr in suchen.

Norbert ist Männerbeauftragter. Und was halte ich von Hexen? Ich weiß nicht. Irgendwie ist das wie mit den Aerobic- oder Yogatanten oder Vegetarierinnen. Wenn sie andere Qualitäten haben, kann man drüber hinwegsehen. Ich meine, vielleicht gibt es Situationen, wo sie sogar nützlich sind. Also eine dünne schwarze Yogahose kann ganz toll aussehen. Oder eine Hexe. Vielleicht kann die wenigstens einen Hustentee kochen.
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Also ich erzähl euch mal, wie das mit den echten Rittern damals wirklich war. Der europäische Ritter war sehr auf seine Gesundheit bedacht. Dies sieht man an den aufwendigen Rüstungen und an den Burgen. Selbstschutz war das oberste Gebot. Nicht blindlings ins Messer laufen. Natürlich mußten Ritter irgendwelche Rituale durchlaufen, um ihre Gefährlichkeit (möglichst unblutig) zu beweisen und sich dadurch von anderen abzugrenzen. Dafür gab es die Ritterturniere. Wenn jemand in diesem Kampfspiel verlor, mußte er seine Rüstung dem Gegner überlassen. Also zu verlieren, das war zur Ritterzeit eine sehr schmerzhafte Angelegenheit. Ich möchte nicht wissen, wie viele Ritter, die einen Turnierkampf verloren hatten, durch die Wälder irrten. Nur mit dieser windelartigen Unterhose bekleidet. Und immer auf der Flucht vor riesengroßen Scharen an Bauernfrauen, die sich durch den halbnackten Körper des Ritters angeregt fühlten. So flitzte der Ritter durch den deutschen Wald. Brennesseln, Brombeersträucher und vom WInde wild dahin geworfene Astgabeln zerkratzten seine Unterschenkel. So war das damals.
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Re: Eckball

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Mir ist da noch ein Kalauer eingefallen. Wie heißt der Schlagersänger Rex Gildo, wenn er mit einer Wiccanerin ins Bett geht?
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Ich komme gerade aus München. Laut einer Zeitschriftenumfrage und diverser Dokus im Fernsehen soll die Zukunft der Menschheit in den Großstädten liegen.Die Stadt sei seit dem Mittelalter das Erfolgsmodell schlechthin. Wichtig für Mittelterfans: das, was auf Mittelaltermärkten sich abspielt, ist eigentlich eher im ländlichen Raum anzusiedeln. Im Spätmittelalter war die zentralstädtische Verwaltung in den Händen von Schreiberlingen, den Kampf besorgte eine Horde angeworbener Söldner. Nix Ritter in der Stadt. Rittertum ist ein Phänomen des Landes.

Irgendwo klingt aus dem Hochjubeln der Stadt der Spott über die Landbevölkerung heraus. Ein völlig unberechtigter Spott. In München zum Beispiel ist nur Streß, Streß, Streß. Im Englischen Garten muß der Fußgänger die paar Wege mit Radfahrern und Hunden teilen. Man fühlt sich dabei wie bei einem Ballerspiel ... nur, daß man der Gejagte und nicht der Jäger ist. Das Personal in einem Großstadtladen (hab da 2 rausgesucht, weil ich dachte, die müßten es aufgrund ihrer Größe wissen) ist unwissend wie Bananenbrot. So furchtbar viel bleibt vom Nimbus des Großstädters bei genauer Betrachtung nicht übrig. Der einzige Vorteil könnte sein, daß der Städter aufgrund der vielen Keime in der Großstadt ein besseres Immunsystem hat. Aber sonst? Ich glaube nicht, daß der Trend zur Großstadt ewig dauern wird.

Also, Rittertum ist mit dem Lande verbunden. Aber Rittertum ist auch mit Sagen verbunden. Ich lese gerade ein Buch mit 200 Sagen, viele davon betreffen Ritter. Ein dämlicher Film, Kirschbier oder eure idiotischen Runen und Amulette sind natürlich kein Mittelalter. Ob die Sagen Mittelalter sind, ist auch nicht ganz sicher, denn im 18. und 19. Jahrhundert gab es schon einmal eine Schwärmerei für das Alte, und man weiß deshalb nicht, ob die Sagen aus dieser Neuzeit oder doch aus dem Mittelalter stammen.

Eine besonders gruselige Sage ist die Sage von Adelinde aus der Nähe des Federsees (nördlich vom Bodensee). Vor über tausend Jahren geschah es, daß ihr Mann und ihre drei Söhne dem Kaiser in den Krieg gegen die Ungarn folgen mußten. An einem windigen Tag ging Adelinde vor die Tür und sagte "Windle, Windle weh, daß mein Gemahl ich wieder seh." Da ritten auf einmal vier Gestalten auf sie zu. Es waren ihr Mann und ihre Söhne. Alle ohne Kopf, da die Ungarn ihnen die Köpfe runtergehauen hatten.

Zu den Sagen gehören auch solche, welche die Herkunft eines Geschlechtes erklären. Am bekanntesten dürfte die Herkunftssage der Merowinger sein. Dann aber taucht auch einmal ein Lindwurm in einem Wappen auf, weil der Urgroßvater eines Ritters einen eben solchen Drachen erschlagen haben will. Auch der Prinz hat ein solches Herkunftswappen, auch wenn er dies aus mir unerfindlichen Gründen zu verschweigen trachtet. Bekanntlich tragen die Veytaler die Farben Schwarz und Rot. In die roten Feldern sind eigentlich zwei Besen eingemalt. Denn der Ritter Norbert hatte sich vor einigen Jahren großen Ruhm verdient, als er die Westhexe und die Osthexe in Eschweiler zu fangen trachtete.
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Ich muß mich korrigieren. Auf dem Land geht es noch mieser als in der Großstadt. Wollte gerade was Bestimmtes reinigen lassen: totaler Mondpreis. Verarschen laß ich mich nicht, und tschüß. Dann hab ich das, was ich in München suchte, hier gesucht. Also, ähem, es kann tatsächlich passieren, daß du in ein Fachgeschäft reingehst, und die haben absolut nicht das, was man in dem Fachgeschäft erwarten würde. Ich habe das schon früher gesagt: wen wundert es denn, wenn die Leute nur noch im Internet kaufen. Große Auswahl und man kann zu allem recherchieren. Fachgeschäfte??? Vergiß es einfach. Der einzige, der noch nicht meine Sympathie verscherzt hat, ist mein Metzger. Wenn ich da Schweinekotelett sage, dann bekomme ich ein Schweinekotelett. Aber alles andere. Vergiß es einfach. Ihr wollt im Mittelalter rumhoppsen und verkleidet euch deshalb. Könnt ihr euch sparen. Ihr lebt auch so schon im Mittelalter. Ihr habt es bloß noch nicht gemerkt. Service-Wüste Deutschland.

Fairerweise muß man sagen, daß daran auch der Kunde schuld ist. Wenn ein kleiner Händler etwas richtig Gutes anbietet, dann findet er wahrscheinlich gar nicht die Kundschaft, welche das bemerkt. Natürlich ist Besseres teurer. Aber wie will der Kunde "besser" verstehen, wenn er von den Dingen so gar keine Ahnung hat. Also geht der kleine Händler auf Nummer sicher und ordert nur billigen Schrott. Wenn er den nicht losbekommt, sind seine Verluste gering.

Was heißt "besser"? Wir leben in einer Zeit, in der auch der Arme ein Handy, Internet etc. hat. Mit relativ wenig ist man komplett ausgerüstet, um bei microwellerwärmten Tortellinis und einem kalten Bier aus dem eigenen Kühlschrank per web alles in der Welt sehen zu können. Die Menschen sind so gesättigt, daß für viele ein Noch-Mehr gar keinen Sinn macht.

Deswegen wäre ja auch der Bildungsfaktor für die Wirtschaft wichtig. Ich meine nicht die Tonnen an Mathematiker und Techniker, die eh niemand braucht. Ich meine künstlerische Bildung, welche Lust auf mehr Qualität macht. Erst wenn ich verstehe, warum etwas besser ist, kaufe ich es.
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Re: Eckball

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Wieder einmal eine tolle Sendung auf ARD. Beim link müßt Ihr noch auf "Reichsbürger legen Behörden lahm" klicken.
http://www.ard.de/home/ard/ARD_Startsei ... index.html

Im Grunde ist das eine Fortsetzung des Themas Spaghetti-Religion (link weiter oben). Und leider wird das natürlich als Jux oder womöglich als Rechtsradikalismus interpretiert. Ich bin da anderer Ansicht: Es handelt sich um staatsphilosophisch legitime Fragen. Ob die BRD eine non-gouvernment-organization ist, wie die "Reichsbürger" behaupten bzw. wie der internationale Rechtsstatus nach 1945 und später nun wirklich war, weiß ich nicht. Komischerweise geht die Doku darauf nicht ein, was beim Zuschauer den Zweifel hinterläßt, daß an der Geschichte doch was dran sein könnte. Aus einer anderen Doku hab ich erfahren, daß die BRD die Nürnberger Prozesse nie anerkannte. Das ist zwar ein anderes Thema.... und dennoch, auch hier spiegelt sich ein gewisses Verständnis von Staat wider, das dem Bürger vielleicht gar nicht so bewußt ist.

Ist euch das zu theoretisch und abgespaced? Na, dann mal ein Beispiel, inwiefern Staatsphilosophie sonst noch spannend werden könnte. Stellt euch mal vor, es würden kaum mehr Bürger zu Wahlen gehen und die Bundesregierung würde von Parteien gestellt, die nur noch von 30% aller Bürger gewählt wurden. Wäre solche eine Regierung überhaupt noch demokratisch, noch legal, noch legitimiert? Oder könnte man dann sagen: Wir haben überhaupt keine Regierung, niemand muß mehr Steuern zahlen oder sich an Gesetze halten? Ich glaube, solche Szenarien wurden noch nie durchgespielt, obwohl sie durchaus möglich wären.

Oder auch ein aktuelles Thema: Schutz vor Einbrechern. Wenn eine Regierung die Sicherheit des Bürgers und die Einhaltung von Gesetzen nicht mehr gewährleisten und durchsetzen kann .... welche staatstheoretische Legitimation hat diese Regierung dann eigentlich noch? Wenn ein Amtsträger die Aufgabe seines Amtes nicht mehr erfüllt ... wie kann er dann noch Amtsträger sein?

Weiteres Beispiel: Europäische Union. Wie kann es sein, daß eine Regierung staatliche Aufgaben an fremdstaatliche Gremien abgibt, ohne zuvor das Volk zu befragen. Konsequent zu Ende gedacht könnte die Regierung Deutschland verschenken und damit Demokratie vollends aushebeln.

Letztes Beispiel: Wie ist ein demokratischer Parlamentarismus möglich, wenn sich ständig zwei oder mehr Parteien zu einer Regierungskoalition zusammentun und es infolgedessen keine echte Opposition mehr gibt. Dieses Problem ist in Österreich gerade akut. Für Deutschland ist das aber genauso brisant, denn Linke und Grüne können die in einer Demokratie erforderliche parlamentarische Kontrolle gegen die CDU-SPD-Koalition kaum wirksam ausüben.

Dieser Punkt gibt vielleicht Antwort zum ersten Beispiel. Wenn ich Großkoalitionen auf Dauer nicht möchte, dann muß ich natürlich Minderheitenregierungen zulassen. Wenn z. B. CDU alleine gegen den Rest regieren würde, wäre darin ein parteipolitisches Profil erkennbar, das den Wählerwillen abbildet. Wenn stattdessen in einer großen Koalition eigentlich gegensätzliche politische Spektren wie CDU-SPD vertreten sind, dann muß der Wähler eine Regierung ertragen, die er ja genau NICHT wählen wollte. In großen Koalitionen ist es dem Wähler unmöglich, eine Partei abzuwählen. Und das ist zutiefst undemokratisch!!! Koalitionsbildungen sind daraufhin zu überprüfen, ob sie tendenziell verfassungsfeindlich sind. In der Wirtschaft gibt es ja auch ein Monopolverbot. Sigmar Gabriel hat dieses Prinzip übrigens nicht verstanden, weshalb er ein Wirtschaftsmonopol EDEKA-Tengelmann gegen geltendes Recht durchsetzte. Nur wieder einmal ein Beispiel, daß unsere Spitzenpolitiker die Prinzipien unseres Staates selbst nicht begriffen haben.

Ich persönlich bin der Ansicht, wenn man den Verfassungsschutz ernst nehmen würde, müßte man auch die Regierungsparteien kontrollieren.

Daß die Ostdeutschen für solche Themen sensibler sind, hat nichts mit Rechtsruck zu tun. Sondern die Ostdeutschen entwickelten nach jahrzehntelanger Diktatur durch die SED ein besseres Gespür dafür, was Recht und was ideologische oder bürokratische Willkür ist. Und die Ostdeutschen haben 1989 eine Revolution bewerkstelligt. Zugespitzt kann man die Frage stellen: ab wann ist eine Regierung noch rechtens, ab welchem Punkt verliert eine Regierung ihre Legitimation und ist deshalb gar keine Regierung mehr?
Montrose
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

European Song Contest 2016: 1. Platz mit 534 Punkten Ukraine. Ist auch ein tolles Lied. Letzter Platz mit 11 Punkten Deutschland.
Solch ein Contest ist wie Sport etwas Völkerverbindendes. Ich finde es klasse, daß da Rußland neben der Ukraine singt. Mit Kultur kann man wieder zusammenrücken, was dumme Politiker auseinander gebracht haben. Ich finde es auch toll, daß Australien (2. Platz) mitgemacht hat. 3. Platz Rußland.

Warum ist Deutschland so schlecht? Vielleicht sind wir künstlerisch isoliert... daß wir andere Sachen mögen als der Rest der Welt. Ich glaube das allerdings eher nicht, denn so schlecht war das deutsche Lied nicht, daß es so unglaublich weit abgeschlagen hätte sein müssen. Ich glaube eher, daß sich Ressentiments gegen Deutschland eingeschlichen haben. Es müssen Ressentiments dahinterstecken, wenn ein einsames junges Mädel, das ihren ganzen Mut zusammenreißt, das sich wirklich Mühe gibt, so katastrophal abgeblitzt wird. Der Zweit-Schlechteste bekam immer noch viermal mehr Punkte als Jaimy-Lee, die deutsche Sängerin. Die Ukraine hat fast 50 mal mehr Stimmen als Deutschland. Bereits beim letzen Eurovision Song Contest 2015 war Deutschland an letzter Stelle. Die Selbstbeurteilung der Deutschen und wie uns die Welt sieht, geht himmelweit auseinander. Wir glauben, wir seien die Retter der Welt. Wir seien die Gutmenschen. Andere Völker vermuten wohl eher, daß wir wieder einmal auf einem Ego-Trip sind, nur uns statt die anderen sehen, und alles unter dem Deckmäntelchen einer "besseren" Moral. Flüchtlinge aufnehmen und gleichzeitig bis 2015 drittgrößter Waffenexporteur der Welt sein (mit Sicherheit werden Syrer auch mit deutschen Waffen umgenietet) .... das paßt nicht so recht. Und das weiß die Welt auch. Die deutsche Expertenjury gab Israel 12 Punkte (Höchstpunktzahl). Ist das die tatsächliche Meinung der deutschen Experten oder glaubte die deutsche Delegation, sie müsse wieder einmal irgendeine Erbschuld abtragen? Spaßbremse Deutschland. Israel braucht die deutschen Punkte nicht, Israel ist auch so erfolgreich. Und natürlich glauben SPIEGEL und STERN, es lag an dem "nischigen" oder Pippi-Langstrumpf-Auftritt der Künstlerin .... als ob die anderen Gruppen weniger sonderbar gewesen wären. Laut ZEIT online hätte der Auftritt zu wenig special effects geboten ... nanu, die Siegerin hatte nicht mehr special effects. Gemäß SPIEGEL und n-tv hätten die anderen das Lied nicht verstanden. Merkwürdig, daß anscheinend nur die Deutschen den Durchblick haben und alle anderen Idioten sein sollen. Daß die anderen Völker Deutschland (nein, lieber STERN, nicht "Merkel", sondern Deutschland) abstrafen wollten, das sei ja sowas von absurd.... Wirklich? Meine Güte, eiert die deutsche Presse rum, um das Offensichtliche zu vertuschen.

Das Lied der Ukraine wird von einer zentralen Sängerin wie beim Lied der Deutschen vorgetragen. Das Lied der Ukraine ist politisch, es ist traurig, und es hat dennoch gewonnen. Vielleicht sind andere Völker, wenn sie vom Schmerz der Welt reden, glaubwürdiger als Deutschland. Harte Zeiten für Deutschland: innenpolitisch rumpelt es, und außenpolitisch weiß man auch nicht mehr so richtig, wo wir eigentlich hingehören. Man muß 2017, bei der Bundestagswahl, einen Weg finden, diese Wirrnisse zu beenden.

Besteht das Problem darin, daß für die Politik nur Menschen übrigbleiben, die womöglich nichts richtig können? Das war früher so. Adolf ein gescheiterter Möchtegernkünstler und Langzeitarbeitsloser, Goebbels ein gescheiterter Philosoph. Wer nichts kann, wird Politiker? Von den Wissenschaftsministern der BRD ist meines Wissens Buhlmann in der Schule sitzen geblieben, Schavan (Hochschulreform) hat keinen regulären akademischen Grad. Der Herr Rösner der FDP wurde in einem Bericht als nicht unbedingt herausragender Medizinstudent hingestellt. Ich hatte damals den Eindruck, daß der Außenminister Westerwelle - ein Amt, das beliebt macht, siehe Genscher - sich ständig in die Innenpolitik einmischen mußte - was ihn unbeliebt machte -, weil die Innenpolitiker der FDP lasch waren. So erkläre ich mir zumindest den Niedergang der FDP: eine überforderte Galionsfigur und Laschheit der anderen. Sigmar Gabriel hat laut Wikipedia nach seinem Studienabschluß für nicht mal ein Jahr an einer Volkshochschule Kurse gegeben. Der Mann ist nicht mal regulärer Schul-Lehrer. Muß man sich mal vorstellen. Der war noch nie wie die meisten anderen Menschen berufstätig. Es gibt also durchaus Hinweise, daß Politik für manche so eine Art persönliche Rehabilitations- und Eingliederungsmaßnahme zu sein scheint, was der Würde und dem Auftrag des Parlaments nicht unbedingt gerecht wird.


Immerhin, Merkel war längere Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Woran ist sie gescheitert? Wenn man wohlwollend denkt, kann man sagen, daß sie zu demokratisch gesinnt ist. Sie greift Stimmungen auf, die sie in der Bevölkerung wahrzunehmen glaubt, und setzt diese dann um. Öko-Wende, Aufnahme von Flüchtlingen. Sie ist leicht beeinflußbar; jeder x-beliebige Medienfuzzi, Staatssekretär, Lobbyist kann ihr erzählen "wie Deutschland wirklich tickt" und sie glaubt das dann. Ein weinendes Mädchen dreht ihre Flüchtlingspolitik um 180 Grad. Merkel will es den Deutschen Recht machen, greift den Zeitgeist der Deutschen auf. In den Irrtümern Merkels spiegeln sich die Wirrnisse des deutschen Volkes wider. Auch die Bürger haben schuld, wenn sie sich nur einem Wohlfühl-Gutmenschentum hingeben und sachliche Probleme einfach ausblenden.

Vielleicht bekam Jaimy-Lee so wenig Punkte, weil die anderen Völker tatsächlich mit uns Deutschen nichts mehr anfangen können. Da sind Erwachsene unter sich, Russen, Malteser, Franzosen usw. und dazwischen läuft ein vorlautes und dummes Kind (ich meine das Land, nicht die Sängerin) zwischen den Beinen der Erwachsenen herum, brabbelt irgendeinen neunmalklugen Kinderscheiß vor sich hin. Und die anderen Völker sagen zu dem Kind Deutschland: Du, laß uns Erwachsene einfach mal in Ruhe und alleine feiern.
Montrose
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Heute: Rechts ab durch den Park, mehrere Holzbrücken über den Fluß, rauf auf die Comburg. Aus der ehemaligen Burg entstand im 11. Jahrhundert ein Kloster. In der dortigen Kirche findet sich einer von drei noch erhaltenen Radleuchter (Aachen, Kloster Hirsau, Comburg). Bilder sind aus dem Internet; ggf. wg. copyright melden Solche Gehänge sollen früher sehr häufig gewesen sein. Sie versinnbildlichen das neue Jerusalem, nachdem die jetzige Welt untergegangen sein wird. Die Botschaft: Wenn du fromm bleibst, kommst du an diesen Ort, wo alles hell und golden ist.

Bild.

Als Bösewicht hingegen mußt du draußen bleiben. Vor allem bei den sieben Todsünden könnte es Probleme geben. Die Darstellung zeigt, daß hiervon vor allem Frauen betroffen sind, weshalb Männer sich darüber wohl weniger Sorgen machen müssen.

Bild.
Montrose
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Supercoole Neuigkeiten. Ich hab mir ein Rasiermesser mit Wechselklinge gekauft. Bei einem Falschmove geht die Schlitzung durch einen Plastikschutz begrenzt nur 2 mm rein, was die Verletzungsgefahr reduziert und zu präziseren Schnitten beim Üben für die Selbstverteidigung zwingt. Leider war die Großpackung Luftballons ausverkauft, aber die 20ger-Packung hab ich noch bekommen. Ich bitte um Geduld. Natürlich muß ich den krassesten Schlitz-Move erst noch zusammenbasteln. Das hier ist übrigens open source: jeder kann seinen Senf dazugeben, wenn er oder sie eine Idee hat, was man mit einem Rasiermesser und 20 Luftballons so alles anstellen kann.
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Das mit den Moves klappt noch nicht so richtig. Bei der ins Auge gefaßten Bewegungsfolge wackelt mein Arm ungünstig, was einen geraden Schnitt verhindert. Ich muß also erst selber üben, um euch etwas beibringen zu können.


Zwischenzeitlich beantworte ich mal eine der vielen Leserzuschriften. Monika D. aus Eschweiler schreibt "Hallo Montrose, die Beurteilung von beauty- und Kosmetikartikeln fällt bei Dir immer sehr kritisch aus. Hast Du keinen positiven Ttip?"


Liebe Monika! Tip würde ich nur mit einem T schreiben. Denn mit zwei T geschrieben bedeutet es das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP), welches die Verbraucherrechte schmälert. Selbstverständlich gibt es empfehlenswerte beauty- und Kosmetikprodukte. Besonders aufregend ist der Badezusatz Dresdner Essenz Amazonas. Schaue ich - nachdem ich dieses Produktes zugefügt und mich selbst in die Wanne begeben habe - in das hellgrüne Wasser, glaube ich dort eine riesengroße Wasserschlange entdeckt zu haben.
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Re: Eckball

Beitrag von Montrose »

Die erste Form (japanisch Kata) nach Montrose lautet: Suuummm--- Pfötchen--- Gib-den-Brief--- Ups
Diese Worte bezeichnen eine bestimmte, sehr effektive Bewegungsfolge. Ich schreib das hier als meinen eigenen Erinnerungszettel.
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