Marktbericht: Gut Mausauel

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Lubu von Buchenwalde
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Marktbericht: Gut Mausauel

Beitrag von Lubu von Buchenwalde »

Marktbericht Gut Mausauel

Gut Mausael liegt bei Obermaubach und direkt am Stausee der Mau. Es war das erste mal das wir, die Veytaler Ritterschaft, uns dort eingefunden hatten und wir wusste nur vom Offiziellen Programm her, was uns erwarten würde.
Gegen Freitag abend wurde angefangen aufzubauen und das Lager sollte auch recht schnell stehen.
Da ich noch einen Termin mit dem Theater hatte, konnte ich erst gegen 21 Uhr eintreffen und fand einen großen Wiesenplatz vor, in dessen Mitte ein Turnierplatz aufgebaut war. In Ovaler Form waren Lager und Stände um den Turnierplatz aufgebaut. Unser Lager stand um eine Ecke des Turnierplatzes herum, das Baldachin in der Mitte aufgebaut und die Tische und Bänke waren bereits häuslich eingerichtet. Da ich ebenfalls den Bruchenball für das dortige Turnier mitgebracht hatte, rief ich schnell Norbert und ein paar andere herbei, damit sie mir ausladen helfen konnten. Nach 10 Minuten war auch das erledigt und ich richtete mein Schlafgemach im Knappenzelt ein. Nach weiteren 5 Minuten war es dann soweit, das Auto war entladen und auch die Schlafstätte war bereit für ein paar Stunden gemütlichen Schlaf. Zuerst aber musste sich ausgetauscht werden, es waren immerhin fast 3 Tage vergangen, das man sich das letzte mal gesehen hat. Ein Pils aus dem Küchenzelt geholt, auf eine Bank gesetzt und man konnte sich gepflegt mit den anderen unterhalten. Doch irgendein Müdigkeitsvirus ging um, sodass um halb eins bereits der Großteil der Ritterschaft in den Betten lag. Nur RenÁ©, Dennis und ich waren noch da und versuchten, die nächtliche Kälte mit einem kleinen Feuer zu vertreiben. Zu uns gesellte sich noch eine junge Dame, ihren Namen habe ich allerdings vergessen, vielleicht kann mir RenÁ© dabei helfen :). Nach ca. 3 Stunden unterhaltung war dann um 4 Uhr der Tag für mich dabei und ich freute mich auf einmal ausschlafen, da der Markt erst um 2 Uhr beginnen sollte und der Hauptmann uns diesmal nicht wecken konnte.

Der erste Markttag

Als ich Aufwachte waren bereits einige andere wach und bereiteten das anstehende Frühstück vor, Christiane war schon unterwegs Brötchen holen, das Kabel für die Kaffeemaschine wurde verlegt und der erste Kaffee wurde aufgesetzt. Nach und nach standen auch die anderen auf und der Tag begann.
Es muss gegen 11 Uhr gewesen sein, nach der Uhrzeit habe ich nicht gefragt, es schien schon sehr spät und ich wollte die aufkommende Arbeit noch verdrängen, als der Herold des Turnieres, welcher sein Lager links neben uns aufgeschlagen hatte, zu uns kam und uns anrief, doch mit einer anderen Ritterschaft etwas Schwertkampf zu üben, um diesen im Turney einbauen zu können. Gesagt getan, die Veytaler warfen sich die Kettenhemden über, Wappenrock an und schon allein dies trieb den Schweiß in das Gesicht vieler, da es glühend heiß war. Trotzdem, sieben unserer Leute suchten sich Kampfpartner und das Training begann und war bereits nach etwa 20 Minuten vorbei, durch Erfahrung unsererseits mit Echtkämpfern und ihrerseits mit Schaukämpfern lief alles Reibungslos, die Echtkämpfer passten sich uns an und ein spektakulär aussehendes Gemetzel entstand.
Als wir das Lager wieder betraten, war der Herold des Turneys wieder da und suchte unter dem Baldachin ein wenig Schutz vor der schon am Morgen brennenden Sonne. Ebenso wie Schutz suchte er noch eine Person, welche im Turney als König dienen könnte. Da Norbert, wie er selbst sagte, der Gesichtsälteste sei, ließ er seine Kampfpaarung auflösen und für den Kämpfer der anderen Ritterschaft Ersatz auftreiben und widmete sich von nunan dem König sein.
Ich war durch das wenige Schwertkampftraining in der prallen Sonne schon etwas erschöpft und wollte mich unterm Baldachin etwas vor der Sonne verstecken, da es im Zelt bereits unerträglich geworden war. Doch meine erhoffte Ruhe weilte nicht lange. Dennis hatte eine CD mitgebracht, auf welcher es einige Tanzlieder gab und es wurden noch Mittänzer gesucht. Nach erstem Zögern wurde ich dazu genötigt, doch ein wenig zu tanzen, und so erhob ich mich wieder von der Bank und merkte, wie schwer das Kettenhemd war. Bei mir dachte ich "Es ist nur tanzen, wird schon nicht so anstrengend sein", doch ich irrte mich gewaltig. Nach ca. 10 minuten wurde mit klar, warum dieser Tanz "Knappentanz" hieß, Knappen tragen wenig bzw. keine Rüstung, was bei diesem Tanz nahezu tödlich war. Der Tanz hatte mich fast mehr geschaft als die 20 Minuten Schwertkampftraining. Es stürzte ins Küchenzelt und versorgte mich mit ausreichend Wasser. Zur Erholung wurden Spielkarten ausgepackt und Timmy, Dorian, Bruder Markus, PhiBu und ich spielten abwechselnd Skat. So hielten wir uns bis zur Markteröffnung bei Laune. Die Temperatur war nun gefühlt um 15° gestiegen und lag bei 40°, in Wahrheit waren es wohl ca. 30°. Zur Markteröffnung machten wir einen Umzug durch den kleinen Markt, drehten eine Runde und der Herold eröffnete den Markt feierlich für die bereits eingetroffenen Touristen. Nach einem kurzen "Huld, Huld, JUBEL" und "Wohlan, es sey" machten wir eine letzte Runde und gingen wieder auf unser Lager zu. Kurz danach besuchte uns der Herold, mittlerweile fast ein Dauergast, und fragte nach dem Bruchenballturnier. Was wir nicht wussten war, das Norbert bereits Informationen eigeholt hatte und die Ritterschaft, die letztes Jahr mitgemacht hatte, dieses mal keine Lust hatte und so blieb die Wahl zwischen keinem Turnier und einem Turnier zwischen 2 Veytaler Mannschaften. Da kein Turnier sehr langweilig ist entschieden wir uns für die 2te Möglichkeit, also ein Veytaler Turnier. Um es noch ein wenig Attraktiver zu machen, bauten wir eine Herren und eine Damenmannschaft und ließen sie gegeneinander antreten. Um auch ein wenig Witz und Spass einzubauen, ließen wir das Ergebniss offen und beschlossen, die Frauen gewinnen zu lassen, trotzdem aber ein spannendes Spiel zu liefern.
Um 3 Uhr war es dann so weit, die Männer warfen sich in ihre Bruchen, die Damen in ihre 2Teiler, Aufstellung, Formatio Schildkröte und der Umzug begann. Eine Runde, fast nackt, über den kompletten Markt bis zu unserem Spielfeld, welches bereits von nicht wenigen Touristen belagert wurde. Norbert von Thule, der Moderator des Spiels, zeigte nun die Bedeutung des Spiels, Knappen tragen ihre verwundeten Ritter aus dem Schlachtfeld, auf und ließ das Spiel beginnen. Die erste Runde lief wie geschmiert, gewannen doch die Männer mit 4:0. Nach einer kurzen Verschnauf- und Wasserpause ging es weiter, das erste Tor fiel wieder den Männern zu, danach gingen aber die Frauen als Sieger aus dieser Runde mit 1:4 hervor. Die dritte Runde war nun ein abwechselndes Toremachen und Schlussendlich gewannen die Frauen mit 1:4 auch diese Runde und somit das gesamte Spiel. Nach ein paar Flotten Sprüchen der Männerseite mit Norbert legte er sein Schwert zur Seite und stürmte auf den Fleischberg zu, welcher aus nahezu 400KG bestand, verlor aber eindeutig.
Nach dem Spiel merkten wir, wie trocken es war. Staub hing am gesamten Körper, das Stroh, welches die Begrenzung des Spielfeldes dargestellt hatte, fing an, seine Wirkung zu zeigen. Die Beine und andere Körperteile, welche mit dem Stroh in Berührung gekommen waren, fingen an zu Jucken und so entschlossen wir uns, ein kühles Bad im See zu nehmen. Nach einem kurzen Fußmarsch von ca. 1km waren wir an einer seichten Stelle angelangt und warfen uns ins kühle Nass. Nach etwa 2 Minuten kam RenÁ© angerannt und erinnerte uns an das Turnier, welches in kurzer Zeit starten sollte. So blieb das kühlende Wasser ein recht kurzes Erlebnis, wir versprachen ihm aber, es am nächsten Tag wieder zu besuchen. Wir beeilten uns und kamen pünktlich wieder im Lager an. Kurz nach uns kamen auch 2 Austauschschüler aus Frankreich zusammen mit Fee an, sie waren über das Wochenende nach Deutschland gekommen und erlebten nun einen Mittelaltermarkt. Für viel Reden blieb aber keine zeit, das Turnier fing bald an. Also Bruchen aus, Hosen und Hemden an, Gambeson drüber, Kettenhemd angelegt, Wappenrock angezogen und Gürtel angelegt. Mit diesen 4 Schichten Kleidung am Körper ging es zum Turnier.

Das Turney

Das Turnier an sich war nicht so aufgebaut wie man es von anderen Märkten her kennt. Der Gewinner der Schlacht stand nicht fest, die konkurierenden Ritter versuchten, die meisten Punkte für sich zu sammeln um am Ende zu gewinnen. Auch gab es Preise für die Gewinner der Turniere.
Zur Story: Der alte König, in diesem Fall von Norbert von Thule gespielt, sucht einen Nachfolger. Dafür kommt natürlich nur eine Person aus seinem Geschlecht in Frage. Zum Glück hat er 2 Söhne und eine Tochter, ein König aber soll nur ein männlicher Nachfolger sein. Um den besten Nachfolger herauszufinden schickt nun der König einen Sohn nach Trier und den anderen nach Augsburg. Jedoch wird nicht der Gewinner der Turniere der Nachfolger werden sondern derjenige, welcher sich am ritterlichsten und edelsten verhält. Es gibt, wie immer, den bösen und den guten Bruder, der Böse versucht am Anfang, den guten umzubringen. Dieser überlebt, ist aber nun so schwer verletzt, sodass er nicht zu seinem Turnier gehen kann. Trotzdem werden die Turniere ausgetragen, niemand hat etwas von der schweren Verletzung des guten Bruders mitbekommen. Das Turnier, welches nun startete, war ähnlich denen, die es auch sonst sehr häufig gibt. Tjosten, Ringe mit der Stange fangen, Speerwerfen auf eine Zielscheibe usw.
Nach den Turnieren versucht der Böse Bruder, sich das Schwert seines Vaters als Zeichen seiner Macht anzueignen und lässt seine Männer gegen die Wachen des Königs kämpfen. Diese verlieren allerdings und der böse Bruder wird zur Strafe von den Kindern der Zuschauer zu tode gekitzelt. Fortan herrschen der verletzte, aber noch lebende, Bruder und die Schwester zusammen.

Der Rest des Tages

Nach dem Turnier war eigentlich nicht mehr viel los, so dachte ich zumindest. Es war zwar noch eine Feuershow angesagt, aber bei dieser hatten wir ja nicht mehr viel zu tun. Es gab essen und zu unserem Glück kam dann auch noch der Veranstalter des Marktes, der Besitzer des Gutes Mausauel, und wollte sich mit einem Fass Bier bei uns bedanken. So gab es für uns nur 2 möglichkeiten, 1. Das Fass heute noch leer machen, da am Sonntag kaum jemand trinken könnte, oder es mitnehmen. Wir entschieden uns für die erste Wahl, und so wollte ich direkt mithelfen. Doch dann sah ich Manu auf mich zukommen und erblickte Dennis mit einer CD im Hintergrund, und ich wusste es war wieder soweit... tanzen... Nagut, mit dem kommenden Abend kühlte es etwas ab und es war wieder erträglich. Und es wurde mir klar, es gibt sehr lustige und interessante Tänze. Alles im allen hat es ja doch Spass gemacht. Nach den tänzen konnte ich mich dann doch dem flüssigen Brot widmen und so schafften wir es auch gegen 23 Uhr, das 20 Liter Fässchen zu leeren. Doch auch dieses mal verlief der Abend länger als ich dachte und so fand ich erst um 6 Uhr den Weg in mein Bett.

Der letzte Tag

Was ich nicht bedacht hatte war allerdings, das Sonntag der Markt bereits um 11 Uhr aufmachte, also war 9 Uhr die Zeit zum Aufstehen. 3 Stunden Schlaf, nicht gerade viel aber naja, was tut man nicht alles für die Ritterschaft. Husch Husch, Kaffee kochen, Christiane fuhr schnell Brötchen holen und Chris setzte sich ans Feuer und machte Rührei. Der Tisch wurde von den Flecken der letzten Nacht gereinigt und die Flaschen weggeräumt, Kronkorken aufgesammelt und in den Müll geschmissen. Ein sauberes Lager ist ein gutes Lager, was ein wenig meiner Philosophie wiederspricht, aber naja, man passt sich halt an. Der heutige Tag war noch heißer als der vorherige. So war es bereits um 10 Uhr so heiß wie Samstag um 2 Uhr, deshalb wurde, auf Anfrage des Herolds, das Bruchenballturnier wegen Überhitzung abgesagt. Da wir nun fast 3 Stunden Zeit bis zum Turnier hatten, lösten wir kurzerhand unser Versprechen mit dem kühlen Nass ein. Dorian, PhiBu und ich gingen in den Stausee um uns ein wenig abzukühlen. Natürlich mittelalterlich, nur mit Bruche bekleidet, wurden wir auf unserem Pilgerweg von einigen Passanten komisch angeschaut, die Gier nach Kühle machte uns allerdings blind dafür. Als wir nach knapp einer Stunde zurückkehrten, war alles wie vorher. Die Leute lagen auf den Bänken und versuchten, die Hitze zu ignorieren. Es wurde Karten gespielt, und die wenigen Touristen, die sich trotz Hitze zum Gut Mausauel bewegt hatten, unterhielten wir teilweise mit einkleiden ihrer Kinder in unsere Kettenhemden und Rüstungen. Irgendwann dachte Norbert sich einen Schaukampf aufzuführen, um die Touristen ein wenig bei Laune zu halten. Er forderte RenÁ© auf, sich ihm zu stellen, was dieser auch mit seinem bekannten Murren tat. Am Ende besiegte RenÁ© Norbert, worauf sich dieser erhob und RenÁ© völlig überraschend zum Ritter schlug. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle auch von mir. Einige Zeit später, als ich mich wieder aus der Bruche gewunden hatte und in meine "normalen" Mittelalterklamotten gesprungen war, kam Manu wieder mit diesem Blick auf mich zu. Tanzen, jawoll. So soll es sein, ich bewegte mich diesmal sogar freiwillig. Nach 2 tänzen in der prallen Sonne aber war die Lust schon wieder fast vergangen. Doch diesmal gab es noch eine Überraschung. Norbert erhielt ein von ihm heißgeliebtes Mikrofon und forderte die Touristen auf, mit uns zusammen zu tanzen. So suchten wir uns einen Tanzpartner und fingen mit Trockenübungen an. Nach kurzer Zeit startete dann auch die Musik und das Tanzen ging los und es klappte auch einigermaßen gut. Nach diesem Tanz aber war es vorbei und ich verzog mich wieder in den schützenden Schatten des Baldachins. Da wir noch ein wenig Zeit bis zum Turnier hatten, spielten wir noch ein wenig Skat, passten auf die Kinder auf, welche gerne einmal ein Schwert in der Hand halten wollten, und ließen die Zeit vergehen. Das Turnier kam, da es aber so heiß war, wurde einiges an der Story gekürzt, da die insgesamt 8 Pferde nicht auf diese Hitze ausgelegt waren. Das Turnier klappte einwandfrei und auch an unserem Schwertkampfpart war nichts auszusetzen. Mittlerweile war es 5 Uhr, um 6 Uhr machte der Markt zu, und Aufbruchstimmung setzte ein. Die Zelte wurden aufgeräumt, Decken zusammengerollt und um Punkt 6 Uhr fingen wir an, die Zelte einzureißen. So langsam zogen auch Wolken auf und es wirkte, als würde es in nächster Zeit regnen. Nach 1 Stunde waren wir fertig mit zusammenpacken und es fing pünktlich an zu regnen. Glücklich, das wir alles geschafft hatten, führen wir nach Hause.

Alles im allen, ein sehr kleiner, aber feiner Markt. Es hat wirklich Spass gemacht, obwohl wir soviele "Pflichten" hatten. Bruchenball, Tanzen, Schwertkampf und Kinderbetreuung vielen nicht sehr ins Gewicht. Ein so schönes Wetter hatten wir erst einmal, Ehrenbreitstein 2005, und ich freue mich auf nächstes Jahr, da ich hoffe, das wir diesen Termin wieder wahrnehmen können. FAZIT: Klein, aber OHO!

MfG LuBu
MfG LuBu von Buchenwalde

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Meine Freundin meint ich wäre neugierig ... zumindestens steht das in ihrem Tagebuch
Klopf Klop - Wer da? - Ein Zelt aus Hebscheid. - Und was mach ich damit? - Aufbauen und Trocknen
Der Regen hat nichts mit dem Wetter zu tun!
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Christiane
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Beitrag von Christiane »

Das sehe ich auch so. Das war ein sehr schöner familiärer Markt, mit dem sich der nette Gutsherr RenÁ© mit den Reitern viel Mühe gegeben hatte. Erinnerte ein bisschen an unser dreiwöchiges Lager im fernen Ösiland: Berge, See, Sonne...

Auch wenn du von dir behauptest, die Naturwissenschaften interessierten dich mehr als die Sprachen, kann aus dir als Schriftsteller noch mal was werden :D
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