Anno Pief Spectaculum zu Udenbreth †

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Norbert von Thule
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Anno Pief Spectaculum zu Udenbreth †

Beitrag von Norbert von Thule »

Heute im Kölner Stadt-Anzeiger:
Stefan Lieser hat geschrieben:
Mittelalterfest „Anno Pief“ hat am bisherigen Standort keine Zukunft – Umzug geplant

Gegen dieses Wetter hatten die Veranstalter des „Anno Pief Spectaculums zu Udenbreth“ einfach keine Chance. Kaum Besucher waren am durch und durch verregneten Samstag gekommen. Es regnete, ja es schüttete regelrecht. Das Wasser troff von den Dächern der Hütten und staute Senken auf den Zelten. Doch auch am Sonntag, der mit weitaus besserem Wetter aufwartete, ließ die Zahl der Gäste arg zu wünschen übrig. Was waren das noch für Zeiten, als etwa 1500 Gäste das seit 2001 stattfindende Treiben aufsuchten. Aus und vorbei.
Das alles passte dann auch irgendwie ins Bild, denn das Spektakel fand zum letzten Mal am Weißen Stein statt. Dabei war nicht das Wetter schuld daran, dass die Gaukler, Jäger und Feuerspucker nicht mehr zum Weißen Stein zurückkommen wollen. Mit einem Umzug nach Reifferscheid hoffen die Organisatoren nun, „Anno Pief“ retten zu können.

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(Oben:) Kaspar ließ die Bälle rotieren, derweil sich Familie Dreßen aus Jülich in der Sitzwanne des Badehauses wärmte . (Unten links:) „Fre Mitus“ spielte auf, auch wenn die Zuhörerschaft gering war. (Unten rechts:) Nicht entmutigen lassen wollen sich Patrick Blumnau und Heike Hanten*. Sie hoffen auf eine Fortsetzung des Mittelalter-Spektakels in Reifferscheid (Fotos: StefanLieser)

Die kleine mittelalterliche Siedlung auf Zeit rund um den Aussichtsturm am Weißen Stein bot an diesem Wochenende eine Idylle unter von Regenwolken verhangenem Himmel. Denn die Akteure ließen sich weder vom Wetter noch vom mangelnden Besucherzuspruch beirren.
In der Ritterstube rieb Monika Dahm die 34-Kilo-Sau über dem Grill mit einer würzigen Kräuter-Gemüse-Marinade ein. „Heute Abend gibt es trotzdem Spanferkel“, zeigte sich Dahm unbeirrt vom strömenden Regen.

Wenige Minuten später ließen sich auch die Musiker von Fre Mitus nicht davon abhalten, das geplante kleine Konzert zu geben. Auf den nachgebauten mittelalterlichen Instrumenten spielten sie alte Melodien. Wenigstens die Kollegen von Tir Saor, spezialisiert auf irische und schottische Traditionals, saßen im Publikum, ebenso Mitglieder des Großclans Lupi Vinaris.
Die 20-köpfige Sippe der Jäger, Bogenschützen und Gaukler hatte wieder ihr Lager auf dem großräumigen Gelände aufgeschlagen – mittelalterliches Nomadenleben live. Übernachtet wird da vor Ort – egal, wie das Wetter ist.
Um sich zu wärmen, saß das gut gelaunte Kollektiv mit Kindern und Kegeln für Kaspar den Gaukler eingehüllt in Decken und Felle ums Feuer der Hütte. Es gab gelbe Erbsensuppe, Gulasch mit frischem Rotkohl, selbst gebackenes Brot, Äpfel und Möhren.

Karsten Söhngen aus Gummersbach war zu Karsten dem Gaukler geworden und noch nicht so ganz im Ruhemodus angekommen. Er schnappte sich drei Bälle und wollte unterhalten. Mangels Besuchermasse zog es ihn zum Badehaus von Heinz Pandel aus Uelzen. Der hatte am Morgen den großen Drachenzuber aufgebaut und mit 40 Grad warmem Drachenwasser befüllt. Familie Dreßen aus Jülich, Mitglieder der Nomadensippe, hatte es sich schon mal darin gemütlich gemacht. Eineinhalb Stunden werde der Badegang wohl dauern, erklärten die Unerschrockenen, während Karsten der Gaukler gekonnt die Bälle rotieren ließ.
Vom kleinen Tisch der „Badehaus“-Gastronomie verfolgte Günther Schmitz aus Udenbreth das Geschehen. Und meinte nur mit Blick aufs Wetter trocken: „Da hatten wir es hier schon schlimmer.“ Man müsse eben das Beste daraus machen, dachte sich auch Feuerspucker Patrick Blumnau und stieß eine kleine Reihe von Flammenbällen in den grauen Himmel. Leider schaute dabei kaum einer zu.
In zwei Jahren in Reifferscheid könnte das vielleicht wieder anders sein.

Gründe für den Umzug

Organisatorin Heike Hanten, Spectacel-Name „Glöckchen“, fand klare Worte: „Michel Dahm, der den ganzen Aufbau leitet, das vierköpfige Team und ich kriegen das nicht mehr gestemmt. Wir haben alle Jobs, und die Kosten sind einfach zu hoch.“
Versicherungsgebühren, Kosten für den verpflichtenden Einsatz eines DRK-Teams, nötige Sperrungen des Geländes rund um den Aussichtsturm, die ganze Logistik am abgelegenen Spectacel-Platz  – da kam viel  zusammen. „Gewinne haben wir all die Jahre nicht gemacht, das Geld wurde in die Vorbereitung des nächsten Spectacels gesteckt“, erklärte  Hanten. Die Konsequenz: das Aus für Anno Pief am Weißen Stein nach 15 Jahren.
Doch  vielleicht gibt es eine Fortsetzung  in Reifferscheid: „Wir haben der Gemeinde Hellenthal vorgeschlagen, das Spectacel mit dem Burgfest alle zwei Jahre auf der Burganlage und in den Gassen zu veranstalten. Auch natürlich als Treffpunkt für alle Mittelalter-, Fantasy-Steam-Punk- und Gothic-Fans.“
Feuerspucker „Herold Richard von Waldfels“, alias Patrick Blumnau, wäre wohl wieder dabei. Er  erklärte zu den Umzugsplänen:  „Beide Daumen hoch!“  Anno Pief soll nicht sterben.
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* Sieht so aus, als wäre die Hütchenfarbe nicht ganz wasserfest.
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