Rheinische Rittersitze des Mittelalters 12.10.10 FH

Was geht im Mittelalter?
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Norbert von Thule
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Rheinische Rittersitze des Mittelalters 12.10.10 FH

Beitrag von Norbert von Thule »

Heute in den Aachener Nachrichten:

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Daniel Gerhards hat geschrieben:
Burgen waren oft Schwarzbauten

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Über Burgen weiß er alles: In Aachen sprach Dr. Harald Herzog vom Landschaftsverband Rheinland jetzt über sein interessantes Forschungsgebiet - das Publikum kam voll auf seine Kosten. Foto: Heike Lachmann

Rund 500 mittelalterliche Burgen gibt es im Rheinland. Was eine sehr hohe Dichte darstellt. «Das Rheinland ist die burgenreichste Gegend der Welt», sagte Dr. Harald Herzog bei seinem Vortrag über «Rheinische Rittersitze des Mittelalters» im KÁ¡rmÁ¡n-Auditorium, «diese These vertrete sich seit 40 Jahren. Und mir hat noch niemand widersprochen. Denn dafür müsste man die Burgen ja zählen - ich habe sie gezählt.»
Der Kunsthistoriker und Archäologe betreibt beim Landschaftsverband Rheinland Grundlagenforschung zu den rheinischen Burgen und Schlössern. Auf Einladung der Aachener Gesellschaft für Internationale Burgenkunde (GIB) gab er jetzt einen Einblick in seine Arbeit. So steht für ihn fest, dass die Burgen nicht in erster Linie der Verteidigung gedient haben: «Es ging dem Adel um Machtdemonstration. Die Burgen waren Zeichen der Gerichtsbarkeit und des Reichtums.» Durch diese Außendarstellung habe man versucht, die Bevölkerung zu beruhigen.
Bevor die Adligen mit dem Burgenbau begannen, mussten die Menschen tatsächlich oft in Angst leben. Die Nordmänner (oder auch Wikinger) fielen über die Ortschaften her, plünderten und legten alles in Schutt und Asche. Dabei brauchten sie kaum Gegenwehr zu fürchten. So begannen die Lehnsherren im neunten Jahrhundert, Holztürme auf von Wassergräben umgebenen Hügeln zu bauen. Diese sogenannten «Motten» waren mit Holzpalisaden umgeben und boten Schutz vor den Normannen.

Spärliche Einrichtung

Turmbauten blieben lange modern, erst später entwickelten sich daraus große Burgen. So entstand auch die Burg Kirspenich in der Eifel aus einem freistehenden Turm. Wie in dieser Zeit üblich, war der Turm äußerst spärlich eingerichtet. Es gab einen offenen Kamin und Fenstersitze. «Das war ein sehr begrenzter Wohnkomfort», erklärte Herzog. Die Fenster waren bloß Löcher im Mauerwerk, «Glas war damals viel zu teuer». Es gab zwar hölzerne Fensterläden, doch die dunkelten den Raum ab. Wenn man im Winter Tageslicht haben wollte, spannte man eine Schweinsblase auf einen Holzrahmen und brachte den am Fenster an.
Während der Territorialkriege unter dem rheinischen Hochadel entstand eine Vielzahl kleiner Burgen. Der Ministerial- beziehungsweise Dienstadel errichtete mit seinem gewonnenen Reichtum etliche kleine Burgen. Burgenbau war eigentlich Königsrecht, in Friedenszeiten wurde das auch rigide durchgesetzt. Doch im Krieg entstanden zahlreiche «historische Schwarzbauten». Herzog: «Der Dienstadel baute 95 Prozent der Burgen im Rheinland.»
So entstand auch Burg Satzvey um 1400 inmitten eines Teichs. Dem Hochadel waren solche Bauten ein Dorn im Auge. So erhob der Herzog von Jülich Anspruch auf die Burg, der Prozess dauerte 300 Jahre. Die Burg Satzvey war mit einem Doppelturmtor und Verteidigungserkern schon etwas aufwendiger, wenn auch immer noch recht klein. Aus den Erkern konnte man die Angreifer mit Steinen bewerfen oder heißes Pech auf sie schütten. Herzog: «Man bewarf sie auch mit erhitzten Fäkalien. Das ist am Hals zwischen Helm und Hemd ziemlich unangenehm.»
Eine der ersten «standesgemäß» gebauten Burgen war Schloss Harff nahe Bedburg. Der Bau hatte im Erdgeschoss einen großen Saal und einen eingeschossigen Turm, für dessen Bau man eigentlich die Genehmigung des Kaisers gebraucht hätte.
Diese Burg kann man heute nur noch auf Fotos besichtigen. Wegen des herannahenden Braunkohlebergbaus wurde das Schloss 1972 gesprengt. Nur noch ein Gedenkstein erinnert an die alte Anlage.
Bernhard Siepen hat geschrieben:Vorab verweise ich schon heute auf den nächsten Vortrag am 26.11.2010 zum Thema UNESCO Weltkulturerbe: Unteres Mittelrheintal - Burgen und Schlösser zwischen Bingen und Koblenz wiederum im Hörsaal FO6 des KÁ¡rmÁ¡n-Auditorium, auch wieder um 18 Uhr.
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Tanzmeister Denesius
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Re: Rheinische Rittersitze des Mittelalters 12.10.10 FH

Beitrag von Tanzmeister Denesius »

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