Michael Heitmann hat geschrieben:
Es ist kalt. Eiskalt. In jeder kleinen Pause umklammern die Schauspieler Wärmflaschen oder lassen sich Mäntel überhängen. Die tschechische Burg Kost, auf der der ARD-Zweiteiler "Marthes Geheimnis" gedreht wird, scheint ihrem Namen alle Ehre machen zu wollen. Denn auf Deutsch heißt "kost" nichts anderes als Knochen.
Franz Xaver Kroetz (68), mit langen, weißen Haaren, läuft als Markgraf von Meißen über den Burghof. Soeben hat ein Kundschafter Nachrichten überbracht, die er mit seiner Gemahlin bespricht. Plötzlich ruft Regisseur Roland Suso Richter: "Alles gut, nur der falsche Weg!" Statt rechts sind die Schauspieler links an der Kamera vorbeigegangen. Die Szene wird noch einmal gedreht.
In Tschechien finden derzeit die Dreharbeiten zum historischen Zweiteiler "Marthes Geheimnis" statt. Am Montag haben wir dem Filmteam in "Christiansdorf" im tschechischen Repora über die Schulter geschaut.
"Marthes Geheimnis" basiert auf dem Bestsellerroman "Das Geheimnis der Hebamme". Es ist der Auftakt einer mehrbändigen Sachsensaga der in Leipzig lebenden Autorin Sabine Ebert. Man schreibt das 12. Jahrhundert. Der 14-jährigen Hebamme Marthe gelingt nur knapp die Flucht vor ihrem Burgherrn Wulfhart, der ihr die Schuld am Tod seines Sohnes gibt. Marthe schließt sich einer Gruppe von Abenteurern an. Sie suchen im Zuge der deutschen Ostsiedlung im Gebiet jenseits von Saale und Elbe ihr Glück. Die Siedler gründen ein Dorf, doch anfangs geht es recht ärmlich zu. Dass hier später Silber entdeckt wird, weiß man da noch nicht.
"Es war fast, als würde man im Schlamm schwimmen, aber es hat Spaß gemacht", sagt Marthe-Darstellerin Ruby O. Fee über ihren ersten Drehtag in den Dorfkulissen. Vor lauter Aufbaufieber kommt auch die Romantik nicht zu kurz. "Mit dem Ritter Christian gibt es eine Liebesgeschichte", verrät die 18-jährige Ruby, die in Costa Rica geboren wurde und in Brasilien aufwuchs, schon mal vorweg.
Sabin Tambrea (30), der bereits als König Ludwig II. zu sehen war, mimt hier einen Bösewicht, Christians brutalen Widersacher Randolf. "Aber er hat seine Motivation und seine Gründe", sagt Tambrea. Als er dann in einer Drehpause auf Burg Kost zu Mittag isst, behält der Schauspieler seine Rüstung lieber gleich an und scherzt: "Gut, es gibt komfortableres als ein Kettenhemd." Auch Filmkumpane Giselbert meint über die Rüstung: "Das wiegt gut zwei Kilo."
In dieser grausamen Männerwelt zwischen Rivalitäten und Schwertern muss sich die schöne Marthe also eine Existenz aufbauen. "Wie sie sich langsam diesen Platz in der Gesellschaft erkämpft, das ist mitreißend und berührend", meint Produzent Ronald Mühlfellner, der das Projekt von der ersten Minute an begleitet hat. Der Schlüssel sind Marthes heilende und hellseherische Kräfte, die immer wieder benötigt werden. Sie sei so etwas wie eine Hexe gewesen, meint Ruby O. Fee. Um sich auf die Rolle der Marthe vorzubereiten, habe sie daher auch selbst allerlei Salben und Tinkturen gemixt: "Es ist ein Mädchen, das sich auskennt mit der Kräuterkunde und die Menschen mit ihrer Kraft heilen kann."
Wenn der Zuschauer die Burg von außen sieht, ist es Kost in Tschechien. Die Innenaufnahmen zeigen hingegen die österreichische Burg Hardegg. Bis Juni soll die Postproduktion von Schnitt über Vertonung bis hin zu Computereffekten beendet sein. Der Sendetermin ist noch offen.