_____Klaus Pesch hat geschrieben:
Historisches Projekt
Beratungen über Mittelalter-Dorf am Dienstag
Ein mittelalterliches Dorf ähnlich diesem in Steinrode im Landkreis Göttingen könnte an der Burg Satzvey entstehen. (Foto: Nemitz)
Der Verein möchte in Satzvey mit Wissenschaftlern einen historisch korrekten Ort aufbauen. Dafür muss allerdings der Bebauungsplan geändert werden, weshalb heute im Mechernicher Stadtentwicklungsausschuss über das Projekt beraten wird.
„Wir wollen so authentisch wie möglich bauen und später unser Wissen an Schulklassen und Kindergärten vermitteln“, sagt Kräuterhexe Jutta Schmidt. Sie und ihr Verein „Weiler an der Vey“, der sich die Förderung und Darstellung mittelalterlichen Kulturgutes auf seine Fahnen geschrieben hat, planen den Bau eines möglichst originalgetreuen mittelalterlichen Dorfes auf einer Wiese nahe der Burg Satzvey. Dafür muss allerdings der Bebauungsplan geändert werden, weshalb heute im Mechernicher Stadtentwicklungsausschuss über das Projekt beraten wird.
Mittelalterliche Dörfer gibt es bereits einige in Deutschland, wie beispielsweise das Mittelalterdorf Steinrode bei Hannoversch Münden im Landkreis Göttingen, das vom 1. März samstags seine Tore für Besucher öffnet.
Vorbild ist der „St. Gallener Plan“
In Satzvey möchte der seit 2008* existierende Verein, der inklusive Kinder 36 Mitglieder und ein Teil des Geländes vom Grafen Beissel gepachtet hat, ein solches Dorf in Anlehnung an den sogenannten „St. Gallener Plan“ errichten.
Dabei handelt es sich um den einzig noch existierenden Plan eines mittelalterlichen Ortes. Das Gelände ist laut Jutta Schmidt allerdings zu klein, um diesen Plan komplett zu realisieren. Der Verein plant historische Themenhütten, die insgesamt eine Fläche von 2640 Quadratmetern ausfüllen sollen. Sechs Hütten von jeweils 16 Quadratmetern sollen eine Schmiede, eine Weberei, Färberei und Schneiderei, eine Mönchskammer, eine Kräuterapotheke, ein Bauernhaus und eine Wachhütte zeigen. Außerdem will man ein Backhaus, eine 64 Quadratmeter große Taverne und eine 84 Quadratmeter große Kirche errichten. Möglichst wenige der vorhandenen Gehölze sollen angetastet werden.
Die Hütten plant man in der typischen Bauweise des Mittelalters: Die Fachwerkkonstruktionen mit Gefachen, die mit Stroh und Lehm ausgefüllt werden, sollen auf einen Steinsockel aufgesetzt werden. Der bestehende Lagerplatz mit der Feuerstelle bleibt erhalten.
„Grundsätzlich wollen wir als Erstes mit dem Bau der Kirche anfangen, wie das auch im Mittelalter so war“, sagt Jutta Schmidt. Einige der Mitglieder des Vereins hätten sich in dieser Hinsicht sehr sachkundig gemacht. Über die Kosten des Projektes könne man derzeit noch sehr wenig sagen, dies sei von verschiedenen Faktoren abhängig. So zum Beispiel auch davon, ob man die Kirche in der Größe, wie sie eingeplant wurde, bauen dürfe. Hinsichtlich der Kostenübernahme hofft man auf Hilfe durch Sponsoren. Aber natürlich wird auch der Verein einiges zu tragen haben, der das Vorhaben in ehrenamtlicher Arbeit realisieren will.
Anlegen will man auch einen Garten nach der Landgüterverordnung „Capitulare de villis“ von Karl dem Großen. Dort werden sich dann Heil- und Küchenkräuter wie Rosmarin, Salbei oder Majoran finden. Aber auch Pflanzen, die sich heutzutage recht rar machen. „Wir wollen auch mit der RWTH in Aachen wegen dieses Gartens in Kontakt treten“, kündigte Jutta Schmidt an. Von dort könne man auch alte Pflanzensamen wie zum Beispiel „Ewiger Kohl“ oder den „Guten Heinrich“ bekommen. Gerne würde man das Projekt in Zusammenarbeit mit Archäologen oder Denkmalpflegern realisieren.
Der Verein ist bereits seit mehreren Jahren auf der Wiese aktiv und führt dort mittelalterliche Zeltlager durch, wenn auf der Burg Veranstaltungen stattfinden. Und seit sechs Jahren gibt es ein Schülerprojekt, bei dem Schüler gemeinsam mit den Mittelalter-Fans für drei Tage zelten. „Ich mache mit den Schülern eine Kräuterwanderung, und die Jungs erfahren, wie man mit Schlageisen und Feuerstein Feuer gemacht hat“, informiert Jutta Schmidt. Bei dieser Gelegenheit kann man sich im Bogenschießen üben, und es werden mittelalterliche Gerichte zubereitet.
Nun hofft der Verein darauf, dass sein Konzept von der Stadt Mechernich genehmigt wird. Die Aktiven haben sich einiges vorgenommen. Wenn dieses wie geplant realisiert werden kann, hat Satzvey eine Attraktion mehr. Diese könnte dann unter anderem während der Veranstaltungen auf der Burg genutzt werden.
* Satzvey 2008 - Das Wikingerdorf ”